Avocados ohne künstliche Bewässerung
Nach einem erfolgreichen Test im Jahr 2023 beziehen wir unsere Avocados jetzt aus Kenia. Vor allem die Frage nach dem Wasser hat uns in das ostafrikanische Land gebracht.
Die Avocado zählt zu den meistverkauften Früchten der Schweiz (BLW). Seit 2022 rangiert sie hierzulande mit rund 15'000 Tonnen pro Jahr auf dem achten Platz. Allerdings steht sie in der Kritik. Diese dreht sich in erster Linie um ihren ungeheuren Durst.
Je nach Sorte und Anbauregion benötigt ein Avocadobaum 500 bis 1500 Liter Wasser, um ein Kilo Früchte hervorzubringen. Das klingt beängstigend. Aber: "Beim Blick auf den Wasserverbrauch ist wichtig zu wissen, wie viel Wasser an einem Ort verfügbar ist und wie wichtig das Wasser dort für andere Zwecke ist", sagt Thomas Bernet. Der promovierte Agraringenieur leitet die Gruppe Wertschöpfungsketten & Märkte beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. " Problematisch ist der Anbau von Avocado vor allem dann, wenn die Frucht in zu trockenen Gebieten angebaut wird."
Bei der Avocado ist genau das der grosse Knackpunkt. Viele der Früchte, die in den hiesigen Supermärkten landen, stammen aus solchen zu trockenen Gebieten. "Länder wie Chile und Peru, aber auch Südspanien sind sehr kritisch, was den Avocadoanbau angeht", sagt Bernet. "Die Pazifikküste, wo sich der Avocadoanbau massiv ausgedehnt hat in den letzten Jahren, ist eigentlich eine Wüste, und auch Südspanien leidet chronisch an Wassermangel. Da muss überall bewässert werden – und das Wasser fehlt andernorts, mit nachteiligen Effekten für die lokale Bevölkerung."
In Kenia geht es ohne Bewässerung
Das muss aber nicht sein. In Kenia haben wir Produzent:innen gefunden, die ihre Bäume nicht bewässern müssen. "In Kenia gedeihen Avocados sehr gut ohne Bewässerung, die Pflanze ist gut an das dortige tropisch-nasse Klima angepasst", sagt Bernet.
Mit 416'000 Tonnen produzierten Avocados pro Jahr ist Kenia der sechstgrösste Produzent weltweit. Der Grossteil der Früchte bleibt im Land. Nur knapp 100'000 Tonnen exportiert Kenia pro Jahr. Das hängt auch damit zusammen, dass Avocados in Kenia zu den Grundnahrungsmitteln zählen. Sie sind fest im lokalen Markt und der Kultur verankert.
"Die Avocado ist in Kenia insbesondere für Bauernfamilien mit wenig Land eine wichtige Cash Crop, also eine wichtige Einkommensquelle. Weil die Bauern ihre Bäume in der Regel nicht bewässern, ist die Avocado auch eine sehr nachhaltige Kultur", sagt Bernet.
Nicht alle Regionen Kenias leiden unter Trockenheit
Kenia und viel Regen, vor allem angesichts der letzten zwei, drei Jahre mit aussergewöhnlicher Trockenheit, passt irgendwie nicht zusammen. Doch Kenia ist gross und nicht alle Landesteile sind von der Trockenheit gleichermassen betroffen. Die Avocado-Anbaugebiete in Kenia liegen direkt am Äquator und somit in den feuchtesten Gebieten des Landes. Hier werden Niederschlagsmengen von 1000 bis 2000 mm pro Jahr gemessen. Ausserdem wachsen viele der Avocados in Kenia in kleinbäuerlichen Strukturen statt auf grossen Plantagen. Die Bäume dort sind oft schon älter, sechs, sieben, acht Meter hoch und entsprechend tief verwurzelt. Sie holen sich selbst aus dem Boden, was sie brauchen.
Die kenianischen Avocados, die wir nun anbieten, kommen von 427 Bauernfamilien, die auf Flächen von 0.1 bis 2.4 Hektar biologisch anbauen. Sie leben in den Regionen Kiambu, Muranga und Kirinyaga, die in Kenia mitunter auch Avocado Counties genannt werden. Es sind Kleinstbetriebe, die sich beim Anbau voll und ganz auf den Regen verlassen.
Die Bauernfamilien liefern ihre Früchte an Goshen. Gegründet von Alex Muli Mutua und seiner Mutter und Bäuerin Mary verfolgt das Unternehmen wie gebana das Ziel, Marktzugang für Bauernfamilien zu schaffen. Goshen setzt dabei auf langfristige Zusammenarbeit, bildet die Produzent:innen im Bio-Anbau aus, unterstützt sie bei der Baumpflege und während der Erntezeit, verteilt Setzlinge sowie Saatgut und finanziert Ernten vor.
Die Avocados sortiert und packt Goshen vor Ort. Nach der Ernte transportieren sie die Früchte per LKW nach Mombasa, von wo aus sie nach Rotterdam verschifft werden. Von dort gelangen sie per LKW zu unseren Versandlagern in der Schweiz und in Deutschland. Der nächste Halt ist dann bereits bei unseren Kund:innen zu Hause.
Die Avocados aus Kenia können Sie noch bis zum 04.02, 10.03 oder 07.04 in unserem Onlineshop vorbestellen.
Zur Person Thomas Bernet
Thomas Bernet arbeitet seit 12 Jahren er beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. Dort leitet er die Gruppe Wertschöpfungsketten & Märkte im Departement für Internationale Zusammenarbeit.
Aktuell leitet Thomas Bernet unter anderem ein Projekt in Kenia, bei dem es darum geht, gemeinsam mit dem Kenyan Organic Agriculture Network den landwirtschaftlichen Export- und Binnenmarkt in Kenia zu stärken. Dabei ist unter anderem die Avocado ein Thema. Mehr zu Thomas Bernet hier.
Quellen
FAOSTAT. (2020). Link (abgerufen am 23.01.2024)
M. Amare, J. Mariara, R. Oostendorp, M. Pradhan (2019): “The impact of smallholder farmers’ participation in avocado export markets on the labor market, farm yields, sales prices, and incomes in Kenya”, Land use Policy, 88, Article 104168, Link (abgerufen am 23.01.2024)
Clinton O Nyakang'i, Rebecca Ebere, Eunice Marete, Joshua M. Arimi (2023): “Avocado production in Kenya in relation to the world, Avocado by-products (seeds and peels) functionality and utilization in food products”, Applied Food Research, Volume 3, Issue 1, 100275, Link (abgerufen am 22.02.2024)
Marktbericht Früchte und Gemüse, Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Link (abgerufen am 24.01.2024)