Mehr Kaffee = mehr Biodiversität
Es ist harte Arbeit, Kaffee anzubauen. Wenn man es richtig macht, erhält man aber nicht nur einen schmackhaften Wachmacher, sondern hilft auch der Umwelt.
"Kein Schweizer Bergbauer würde auch nur auf die Idee kommen, an solchen Steilhängen wie hier in Mexiko überhaupt irgendetwas zu machen", sagt Cathrine Cornella, Head of Impact Development bei gebana. "Neben Kaffee bauen die Bauernfamilien aber sogar Mais an diesen Steillagen an. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich würde es nicht glauben."
Wir beziehen einen Grossteil unseres Kaffees aus Mexiko, aus der Region Chiapas. Dort arbeiten wir mit der Kooperative Maya Vinic zusammen. 473 ihrer rund 600 Mitglieder beliefern uns mit ihrem Rohkaffee. Die Mitglieder von Maya Vinic produzieren mit einfachsten Mitteln und an zum Teil sehr steilen Berghängen.
Durchschnittlich etwa 1 Hektar Land bewirtschaftet ein typisches Mitglied von Maya Vinic. Oftmals ist dieser Hektar kein zusammenhängendes Feld, sondern über mehrere kleine Parzellen verteilt. Der Anbau, die Pflege der Kaffeebäume und die Ernte der Kaffeekirschen sind hier von Anfang bis Ende reine Handarbeit.
Die Bauernfamilien pflanzen neben Kaffee viele verschiedene Bäume
Auf diesen Parzellen sieht man neben den Kaffeebäumen eine bunte Mischung weiterer und vor allem grösserer Bäume. Denn Kaffeebäume sind auf Schatten angewiesen, direktes Sonnenlicht vertragen sie nicht.
Die Bauernfamilien von Maya Vinic verlassen sich auf den natürlichen Baumbestand oder pflanzen selbst weitere Bäume. Das können zum Beispiel Bananenstauden sein. Doch auch Chalumbäume, Caspirol, Avocado, Macadamia, Litschi, Zitrusbäume und Spanische Zedern finden sich in den Parzellen.
Die Bauernfamilien erhöhen dadurch die Biodiversität und sorgen dafür, das Ökosystem vor Ort zu erhalten. Die Mitglieder von Maya Vinic sind zudem fast alle biozertifiziert – einige wenige befinden sich aktuell noch in Bio-Umstellung – und verzichten auf künstliche Dünger und Pestizide. Stattdessen verwenden sie ihren eigenen Kompost.
Kaffee ist das einzige Einkommen
Für die meisten Bauernfamilie der Kooperative bilden ihre Kaffeeparzellen die einzige Einkommensquelle. Einige produzieren noch Honig und Kakao, die Mengen sind aber gering. Mais, Bohnen oder Kochbanen bauen sie für den Eigenbedarf an.
Mit Erträgen von durchschnittlich 600 Kilogramm pro Hektar erzielen die Familien ein Jahreseinkommen von rund 4000 US-Dollar. Das sind knapp 1000 Dollar mehr als der aktuelle nationale Mindestjahreslohn in Mexiko. Von diesem Geld müssen die Familien nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten, sondern auch Arbeitskräfte bezahlen. Vor allem während der Ernte sind sie auf helfende Hände angewiesen. Die 4000 Dollar sind deshalb viel zu wenig.
Höhere Erträge könnten das Problem teilweise lösen. "Die Erträge sind generell sehr niedrig, weil die Nährstoffe fehlen. Die Erträge im konventionellen Bereich können doppelt so hoch sein. Momentan verwenden wir nur Kompost", sagt Abelino Vazquez Perez. Er kümmert sich bei Maya Vinic um die Bio-Zertifizierung der Bauernfamilien und kontrolliert, dass alle die Bio-Vorschriften einhalten.
"Unsere besten Produzent:innen erreichen 1000 Kilo pro Hektar, die meisten schaffen das aber noch nicht", sagt Perez. Wenn diese Produzent:innen mehr Schatten- und Fruchtbäume pflanzen würden, könne sich die Produktivität verbessern. Mulch aus Schnittabfällen könnte die Erträge ebenfalls steigern genauso wie Kompost in ausreichender Menge. Aktuell bringen die Bauernfamilien nur so viel Kompost ein, wie sie selbst haben und das ist zu wenig.
Im Mai haben wir 34'217 Euro Prämien an die Bauernfamilien ausgezahlt
Neben mehr Ertrag sind auch höhere Preise ein Weg, das Einkommen der Bauernfamilien zu verbessern. Wir gehen deshalb so vor: Die Kooperative kommt jedes Jahr mit einem mit einem Preisvorschlag auf uns zu. Auf dieser Basis und mit Blick auf den aktuellen Weltmarktpreis verhandeln wir dann. Das Ergebnis liegt in der Regel deutlich über dem Weltmarktpreis.
Ende Mai 2024 haben wir zudem die Bauernfamilien von Maya Vinic in das gebana Modell aufgenommen und erstmals direkt am Verkaufspreis ihres Kaffees in unserem Onlineshop beteiligt. Insgesamt flossen so 34'217 Euro zurück nach Mexiko.
Der Betrag pro Familie war mit durchschnittlich rund 72 Euro noch relativ gering, entspricht aber immerhin etwa 5 bis 6 Prozent des Kaffeepreises pro Kilo. Gefreut haben sich die Produzent:innen trotzdem. "Ich bin sehr glücklich über diese Prämie", sagte etwa Zenaida Hernandes Gomez aus Xax-Jemel in Chenalhó. "gebana ist unser einziger Kunde, der so eine Prämie auszahlt."
Einige Produzent:innen wollen ihren Anteil nun direkt in ihre Parzellen stecken. So auch der ehemalige Präsident von Maya Vinic, Pablo Vasquez Ruiz: "Ich möchte mit der Prämie in Aufforstung und mehr Schattenbäume investieren."
Für Antonio Guterrez Perez aus Tzajalchen in Chenalho ist die Prämie ebenfalls eine grosse Hilfe. "Ich werde die Prämie für die Familie, Gesundheits- und Krankenkosten verwenden. Aber auch für Nahrungsmitteln, vor allem jetzt während der Trockenzeit."