Wer erntet unsere Spargeln?
Dieses Jahr verkaufen wir wieder die Bio-Spargeln von Beate Mayer und Sepp Keil. Geschlossene Grenzen und Einreiseverbote hätten das beinahe verhindert. Dass es nun doch möglich ist, finden nicht alle gut.
Beate Mayer ist wütend. Die Spargelbäuerin aus Süddeutschland hat gerade 12 Erntehelfer in einem grossen gemieteten Bus in Baden-Baden abgeholt. Eigentlich müsste sie das glücklich machen, denn ihre Ernte ist nun gesichert.
Beate Mayer ist aber nicht glücklich. In den Medien und in den sozialen Netzwerken liest sie harsche Kritik. Kritik an der deutschen Bundesregierung, die während der Corona-Krise 80’000 Erntehelferinnen und -helfer aus Rumänien einfliegen lässt. Kritik an der Landwirtschaft, die offenbar einheimische Helfer verschmäht und lieber billige Arbeitskräfte aus dem Ausland anheuert.
Spargelstechen ist harte Arbeit
“Dieses Geschimpfe ist naiv und kurzsichtig”, sagt Beate Mayer am Telefon. “Hier in Westeuropa will doch niemand mehr solche Berufe ausüben. Selbst Gärtner oder Bauer will ja kaum noch jemand werden.”
Spargelstechen ist ein Job für junge, kräftige Männer. Es ist harte Arbeit, wie Frau Mayer sagt. “Man muss bei Wind und Wetter durch den Matsch waten oder in der prallen Sonne in gebückter Haltung stehen und den ganzen Tag 10 Kilo schwere Körbe schleppen.” Das Stechen der Spargeln ist zudem anspruchsvoll. “Es ist eine Spezialtätigkeit”, sagt Mayer, “das muss man können.”
Angesichts des drohenden Helferausfalls wegen Corona hat sie dieses Jahr einen Versuch mit Studentinnen und Studenten aus der Region gewagt. "Die jungen Frauen haben es nicht lange ausgehalten und bei den Männern lief es auch nicht viel besser", sagt Mayer.
Einen guten Eindruck wie viel Können es tatsächlich braucht, liefert der Erfahrungsbericht von Esther Thalmann. Die Redaktorin der Schweizer Bauernzeitung stellte sich Mitte April für einen Tag aufs Spargelfeld. Sie beschreibt das Spargelstechen als Knochenjob und gibt zu, dass sie viele zerbrochene Spargeln aus der Erde holte.
So viel Lohn wie in einem ganzen Jahr in der Heimat
Die 12 rumänischen Helfer von Beate Mayer und Sepp Keil – sie sind allesamt Männer – machen diesen Job seit vielen Jahren. Jeden Frühling kommen sie nach Kelheim auf den Hof und stechen Spargeln.
Sie leben auf dem Hof und arbeiten täglich bis zu 10 Stunden, auch an Sonn- und Feiertagen. In einer Stunde ernten sie rund 16 Kilo und verdienen dabei 9.35 Euro. Am Ende der Saison gehen sie mit so viel Geld nach Hause, wie sie in Rumänien in einem ganzen Jahr verdienen würden.
Verwendete Quellen
- Artikel in der TAZ «Für eine Handvoll Spargel» (abgerufen am 15.4.2020)
- Artikel in der Bauernzeitung «Erfahrungsbericht: Spargeln stechen sieht leicht aus, ist es aber nicht» (abgerufen am 20.4.2020)