5 Jahre Agroforstwirtschaft in Togo und Burkina Faso
Seit 2021 setzen wir in Burkina Faso und Togo auf dynamische Agroforstwirtschaft. Unsere Ziele sind mehr Nachhaltigkeit und mehr Einkommen für die Bauernfamilien. Zeit für eine Zwischenbilanz.

"Die Nachbarn haben gelacht und mich gefragt, was ich mir da für einen Salat zubereite." Dies hat einer der ersten mutigen togolesischen Bauern gesagt, die sich gemeinsam mit uns auf das Experiment dynamische Agroforstwirtschaft eingelassen hatten. "Die Skepsis der Bauern, und auch der Agrotechniker von gebana, war anfänglich riesig“, sagt Michael Blaser, Head of Projects bei gebana.
Die Zweifel seitens der Landwirt:innen sind verständlich, denn für dynamische Agroforstwirtschaft müssen sie grosse Veränderungen auf ihren Parzellen vornehmen und teilweise sogar Bäume fällen. Das Ergebnis wird aber erst nach Monaten und Jahren ersichtlich. Viele sahen also erst einmal ihre Existenz bedroht.
In Burkina Faso wie in Togo überzeugten unsere Mitarbeitenden deshalb besonders mutige und innovationsfreudige Produzent:innen, auf einem Teil ihrer Parzellen Demonstrationsflächen anzulegen. Als die Flächen erste Ergebnisse lieferten – widerstandsfähigere Pflanzen und Ernten von zusätzlichen Kulturen – wandelte sich die Skepsis langsam in Interesse. "Bei den Kakaobäumen unserer Grosseltern haben wir gesehen, dass während der Trockenzeit das gesamte Feld verwüstet ist und nur noch drei bis vier Pflanzen übrig bleiben. Die Field Agents von gebana haben uns daher erklärt, wie sie vorgehen werden. Wir fanden das interessant und haben das System übernommen", sagt Patrice Edoh, Kakaobauer in Togo.

Field Agent Eyram Kpomedzi (rechts) und Kakaobauer Patrice Edoh auf seiner Parzelle mit dynamischer Agroforstwirtschaft
Es gibt noch viel zu tun
Heute wird auf 595 Parzellen in Burkina Faso dynamische Agroforstwirtschaft praktiziert. Bei durchschnittlich 0.25 Hektar pro Parzelle entspricht das einer Gesamtfläche von etwa 150 Hektar – das sind 0.4 Prozent der Fläche, von der unsere Cashews und Mangos kommen. In Togo zählen wir bislang 164 Parzellen, die auf dynamische Agroforstwirtschaft umgestellt sind. Das entspricht 41 Hektar – 2.1 Prozent der Anbaufläche, auf der unser Kakao wächst.
Es gibt also noch viel zu tun. Und es wird noch eine Weile dauern, bis wir hier beeindruckendere Zahlen vorweisen können. Denn die Umstellung auf Agroforstwirtschaft ist aufwändig und braucht viel Zeit.
Die Auswirkungen unsere bisherigen Anstrengungen sind dennoch bemerkenswert: Seit Beginn des Projektes in Burkina Faso liegen die Erträge auf den umgestellten Parzellen im Schnitt 29 Prozent über jenen auf vergleichbaren, biologisch bewirtschafteten Feldern. Doch nicht nur die Erträge der Hauptkulturen kletterten. In Togo etwa ernteten die Bauernfamilien zwischen 2021 und Juli 2025 auf ihren Kakaoparzellen rund 50'000 Kilogramm verschiedener Kulturen, von Maniok und Bananen über Mais und Bohnen bis hin zu Papayas und Gewürzen. Dies beeinflusst die Ernährung der Bauernfamilien positiv und verbessert ihr Einkommen, wenn sie die Ernten auf dem lokalen Markt verkaufen. Die Diversifizierung ihrer Parzellen stärkt die Resilienz der Produzent:innen gegenüber Ernteausfällen einzelner Kulturen. "Wir haben nun eine grosse Vielfalt an Pflanzen. Und nach nur zwei bis drei Monaten kann man davon profitieren. Schon jetzt schneide ich die Kochbananen, wenn ich sie benötige, und verkaufe sie, damit die Kinder zur Schule gehen können" sagt Patric Edoh. Durch die geschickt aufeinander abgestimmten Pflanzengattungen erholen sich ausserdem die durch Monokulturen ausgelaugten Böden.
Hohe Kosten verlangen nach neuen Wegen
Allerdings bleibt dynamische Agroforstwirtschaft teuer – für gebana wie für die Bauernfamilien. Geräte, Schulungen, Setzlinge und Saatgut und deren Beschaffung: In Burkina Faso kostet es uns rund 350 Franken, um eine Parzelle von 0.25 Hektar umzustellen. Dabei haben in den vergangenen Jahren Dürreperioden die Aufzucht von Setzlingen zusätzlich erschwert und verteuert. Im von tropischen Regenwäldern geprägten Togo, von wo wir unseren Kakao beziehen, wächst ausserdem alles sehr schnell. Das erfordert ständige Pflege, wie Jäten und regelmässiges Beschneiden der Bäume. "Für viele ältere Produzenten ist das körperlich sehr anstrengend, aber zusätzliche Arbeitskräfte würden die Kosten erhöhen", sagt Chiaratou Oceni, Projektkoordinatorin bei gebana Togo.
Dank unserer Erfahrung vor Ort konnten wir inzwischen immerhin eigene Baumschulen aufbauen und sind weniger von externen Lieferanten abhängig. Im Jahr 2025 haben wir in Burkina Faso insgesamt 40'600 Setzlinge gezogen: 34'600 davon in einer von gebana betriebenen Einrichtung und 6'000 in fünf weiteren, die zu Kooperativen gehören. In Togo sind derzeit 25 solcher Baumschulen in Betrieb. In den vergangenen 5 Jahren haben sie insgesamt 335'459 Kakao- und weitere Setzlinge aufgezogen.
Wir arbeiten weiterhin daran, die Kosten zusätzlich zu senken, wie Chiaratou Oceni erklärt. "Zum einen setzen wir inzwischen weniger verschiedene Pflanzenarten ein, nämlich 14 statt 29. Zum anderen stellen die Bauernfamilien Saatgut selbst bereit. So kostet heute die Einrichtung einer Parzelle in Togo 43 Prozent weniger als zu Beginn des Projekts." Zudem lassen die Bauernfamilien bei Parzellen, die noch gute Erträge liefern, die Kakaobäume stehen und versuchen sie durch korrekten Beschnitt zu verjüngen. Für viele Produzent:innen ist dieser Ansatz akzeptabler, da er die Vorteile der dynamischen Agroforstwirtschaft mit einem geringeren finanziellen Aufwand weniger Risiko verbindet.
"Derzeit kümmert sich hauptsächlich gebana um die Aktivitäten der Agroforstwirtschaft. Wir kommen zu viert auf die Parzelle, um die Bauern zu unterstützen, die Parzelle zu pflegen" sagt Eyram Kpomedzi, Field Agent von gebana Togo. "Die Idee ist aber, dass sie das irgendwann selbständig machen können. Wenn der Produzent jedoch jetzt schon selbst mehr tun möchte, kann er dies eigenständig machen." Pionier Patrice Edoh hat beispielsweise selbstständig Papayas auf seiner nächsten Parzelle gepflanzt, und die Bäume sind schon 2 Meter hoch und tragen Früchte. Demnächst will er noch mehr Kochbananen pflanzen.
In beiden Ländern wird die Umstellung auf dynamische Agroforstwirtschaft durch Projektgelder unseren Kunden aus dem Grosshandel wie Esselunga oder Coop über den Coop Fonds für Nachhaltigkeit und Halba, sowie von staatlichen Entwicklungsorganisationen – die BMZ zum Beispiel – mitfinanziert. Angesichts der Kosten werden wir auch langfristig nicht auf die externe Finanzierung verzichten können. Doch der Aufwand lohnt sich, die Zwischenbilanz fällt sowohl in Togo als auch in Burkina Faso positiv aus, für Bauernfamilien wie Umwelt.