Kreislaufwirtschaft in unserer Fabrik in Burkina Faso

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Wer Cashews knackt und Mangos trocknet, produziert eine Menge Bio-Abfall. Dieser Abfall ist wertvoll. Wir haben ihn deshalb vollständig in den Kreislauf unserer Fabrik integriert.

Unsere neue Fabrik in Burkina Faso bringt viele Veränderungen für uns: Mehr Mitarbeitende, kein manuelles Knacken mehr und schier unfassbare Mengen an Cashews. 2000 Tonnen Cashewkerne pro Jahr werden es sein, wenn unsere Kapazitäten voll ausgeschöpft sind.

Diese Menge an Cashews bedeutet ungefähr 8000 Tonnen Abfall. Denn eine frisch geerntete Cashewnuss wiegt fünfmal so viel wie der genussfertige Cashewkern. Der Grossteil dieses Gewichts steckt in der Schale.

Was also tun mit diesem Abfall? Die gute Nachricht ist: Die Schale von Cashews kann man weiterverwenden. Bei der einfachsten Methode verbrennt man sie einfach, um einen Boiler zu befeuern.

Der Boiler produziert Dampf und heisses Wasser. Beides ist für die Verarbeitung der Cashews nötig. Denn bevor man sie knacken kann, muss man sie trocknen, dämpfen und nochmal trocknen. Dadurch wird die Schale brüchig und kann leichter entfernt werden.

Cashewschalen sind umweltfreundlicher als Gas

Die Befeuerung des Boilers mit Cashewschalen ist weniger umweltbelastend als etwa mit Gas. Denn das CO2, das bei der Verbrennung der Schalen freigesetzt wird, hat der Cashewbaum zuvor der Atmosphäre entzogen und in der Schale gebunden. Es geht aber noch besser.

Statt die Schalen direkt zu verbrennen, kann man sie in einem Pyrolyseofen verkohlen. Das erzeugt ebenfalls Hitze für den Boiler. Gleichzeitig erhält man Pflanzenkohle und weitere Nebenprodukte, die man weiterverwenden kann. Etwa das in den Schalen enthaltene Öl, das in der Fachsprache Cashew Nut Shell Liquid heisst, kurz CNSL.

CNSL ist ein begehrter Rohstoff in der Industrie. Es steckt in Harzen, Lacken, Farben und Beschichtungen, in Brems- und Kupplungsbelägen, kommt bei der Herstellung von Polymeren zum Einsatz und man kann damit Biokraftstoffe herstellen.

Der Bund unterstützt uns finanziell

In unserer neuen Fabrik setzen wir deshalb auf die Pyrolyse. Mit finanzieller Unterstützung der Schweizer Plattform für erneuerbare Energien – Repic, eine interdepartementale Plattform der Bundesämter SECO, DEZA, BAFU und BFE, haben wir ein entsprechendes System entwickelt. Unterstützung erhalten wir hier von dem Schweizer Ingenieur Martin Schmid, der mit seiner Firma Generation Carbon bereits ähnliche Systeme realisiert hat. Er lieferte auch das Fachwissen, um die Anlage von lokalen Maschinenbauern in Burkina Faso fertigen zu lassen.

Das CNSL ist für uns allerdings eher ein Nebenschauplatz. Unser Hauptinteresse gilt der Pflanzenkohle. Um dieses Interesse zu verstehen, müssen wir auf das zweite Standbein unserer Fabrik blicken: Mangos.

Wir werden in der neuen Fabrik künftig nicht nur Cashews knacken, sondern auch frische Mangos trocknen. Auch hierbei fällt eine enorme Menge Bioabfall an. Anders als bei den Cashewschalen haben die Schnittabfälle der Mangos aber kaum einen Wert. Zumindest nicht in ihrer ursprünglichen Form.

Aus Mangoabfällen und Pflanzenkohle entsteht Dünger

Wir ändern das, indem wir diese Abfälle kompostieren. Hier kommt dann auch wieder die Pflanzenkohle ins Spiel. Wir mischen sie unter den Kompost und erhalten am Ende ein Kohle-Erde-Gemisch, das viele Nährstoffe enthält, wie ein Schwamm Wasser speichert und dauerhaft CO2 im Untergrund binden kann.

Diese angereicherte Komposterde werden wir zu einem möglichst tiefen Preis an Bauernfamilien in sechs Dörfern in der Nähe der Fabrik verkaufen. Im Raum steht zudem, sie lokalen Gemüseproduzent:innen anzubieten. Die Produzent:innen sollen so ihre Erträge steigern und die Bodengesundheit verbessern.

CO2 dauerhaft im Boden zu binden, eröffnet uns gleichzeitig die Möglichkeit, die Kosten für all das zu decken: Gemeinsam mit der Schweizer Organisation First Climate werden wir sogenannte CO2-Zertifikate ausgeben und verkaufen.

Diese Zertifikate sind sehr umstritten. Aber in diesem Fall sind sie für uns die einzige Chance, den Kompost für die Bauernfamilien bezahlbar zu machen und gleichzeitig unsere Produktionsabfälle zu verwerten.

Konstruktion des Pyrolyseofens

Konstruktion des Pyrolyseofens bei einem Maschinenbauer vor Ort.

Testsetting für die Kompostierung

Testsetting für die Kompostierung inklusive Anreicherung mit Pflanzenkohle aus der Pyrolyse. Im finalen Betrieb wird die Kompostieranlage einen betonierten Boden und ein festes Dach haben.


Ziel bis 2034

Wir wollen nach Betriebsstart der neuen Fabrik die Pyrolyse, die Kompostierung und die Ausgabe der Zertifikate Stück für Stück hochfahren, um die Durchführbarkeit sicherzustellen. Wenn es funktioniert, rechnen wir damit, dass wir ab 2034 jährlich 710 Tonnen Pflanzenkohle via Kompost verwerten können. Das entspricht dann 1791 sogenannter Carbon Credits. Ein einzelner Credit wiederum steht für 1 Tonne CO2-Äquivalente oder ein Zertifikat. Für den Verkauf der Zertifikate haben wir eine Exklusionsliste erstellt, um zu steuern, welche Firmen unsere Zertifikate kaufen dürfen und welche nicht.


Verwendete Quellen

Wikipedia-Eintrag zum Cashewbaum, https://de.wikipedia.org/wiki/Cashewbaum (abgerufen am 12.08.2025)

Wikipedia-Eintrag zu Pyrolyse, https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrolyse (abgerufen am 12.08.2025)

Wikipedia-Eintrag zu Biomass Heating System, https://en.wikipedia.org/wiki/Biomass_heating_system (abgerufen am 12.08.2025)


Exklusionsliste Zertifikate

Unternehmen, auf die eine oder mehrere der folgenden Definitionen zutreffen, dürfen unsere Zertifikate nicht erwerben:

  • Herstellung, Verkauf oder Vertrieb von Rüstungsgütern und/oder Waffen oder deren Komponenten, einschliesslich militärischer Ausrüstung und Zubehör.
  • Herstellung, Verkauf oder Vertrieb von Tabak oder Tabakprodukten.
  • Beteiligung an der Herstellung, dem Verkauf und dem Vertrieb von Pornografie.
  • Herstellung, Verkauf oder Vertrieb von Substanzen, die internationalen Verboten oder Auslaufregelungen unterliegen, sowie von Wildtieren.
  • Grossflächige industrielle Landwirtschaft, Gas-/Ölförderung und Bergbau.
  • Glücksspiel, einschließlich Kasinos, Wetten usw. (ausgenommen Lotterien mit gemeinnützigen Zwecken).
  • Verletzung von Menschenrechten oder Beihilfe zu Menschenrechtsverletzungen.
  • Einsatz oder Duldung von Zwangs- oder Pflichtarbeit und Missachtung von Arbeitsrechten und -standards.
  • Einsatz oder Duldung von Kinderarbeit.
  • Beteiligung an unlauteren Geschäftspraktiken.
  • Grossindustrielle multinationale Lebensmittel- und Agrarunternehmen.
  • Produktion, Verkauf oder Vertrieb von genetisch veränderten Organismen (GVO).
  • Herstellung, Verkauf oder Vertrieb von synthetischen Agrochemikalien.
  • Unternehmen, die durch ihre Praktiken erhebliche Schäden an der Umwelt, der biologischen Vielfalt und den natürlichen Ressourcen verursachen.
  • Unternehmen, die sich ausschliesslich dem Rohstoffhandel widmen.