Sind Nüsse Superfood oder Umweltsünde?

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Umwelt

Ob Walnüsse, Haselnüsse oder Cashewkerne: Sie alle tragen zu einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung bei. Jenseits ihrer guten CO2-Bilanz stehen sie bezüglich Ökologie und Sozialverträglichkeit jedoch in der Kritik – oftmals zu Recht.

Nüsse sind hervorragende Energielieferanten. Prall gefüllt mit Eiweissen, Ballaststoffen und Vitaminen leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung. Auch ihre Ökobilanz kann sich sehen lassen. Setzt man die Kilokalorien verschiedener Lebensmittel ins Verhältnis zu den ausgestossenen Treibhausgasen, schneiden Nüsse nämlich deutlich besser ab als die meisten anderen Proteinquellen.

Nimmt man 1000 Kilokalorien über Nüsse zu sich, verursacht dies gerade mal einen Treibhausgasausstoss von 0,07 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Bei der Produktion von Fleisch für die gleiche Menge Kilokalorien fallen über 36 Kilogramm CO2-Äquivalente an. Der niedrige Wert bei Nüssen ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Nussbäume als Dauerkulturen CO2 aus der Atmosphäre binden und speichern.

Nüsse leisten wertvollen Beitrag zu klimafreundlicher Ernährung

Es ist also nicht verwunderlich, dass auch die EAT-Lancet-Kommission den Konsum von Nüssen im Rahmen der Planetary Health Diet empfiehlt. Diese Ernährungsempfehlung zielt darauf ab, eine gesunde sowie ökologisch und sozial vertretbare Ernährung der gesamten Weltbevölkerung zu ermöglichen. Das Kernelement der Planetary Health Diet: Mehr pflanzliche Lebensmittel essen! Der Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen soll verdoppelt werden, während der Fleischkonsum halbiert werden sollte.

Besonders deutlich wird dies in Bezug auf Proteinquellen. Täglich soll der Mensch 900 Kilokalorien über verschiedene Proteinquellen aufnehmen. Jeweils ein Drittel dieses Bedarfs sei durch Nüsse, Hülsenfrüchte und tierische Produkte zu decken. Bei Nüssen entspricht dies etwa 50 Gramm pro Tag.

Nüsse auf dem Speiseplan leisten also einen wertvollen Beitrag zu einer klimafreundlichen Ernährung. Doch klimafreundlich heisst noch lange nicht, dass sie rundum nachhaltig sind: Wassermangel, Pestizideinsatz und fragwürdige Arbeitsbedingungen sind ein paar der Kritikpunkte, die im Zusammenhang mit verschiedenen Nusssorten immer wieder in den Schlagzeilen auftauchen.

Nüsse brauchen warmes Klima und viel Wasser

Ein Grossteil der Nüsse, die wir konsumieren, benötigt warmes Klima, um zu wachsen. Diese passenden klimatischen Gebiete sind oftmals wasserarme Regionen. Da die Nüsse neben Wärme aber auch viel Wasser benötigen, verschärfen grosse Plantagen in solchen Regionen den Wassermangel.

Dies wird am Beispiel der Mandeln deutlich: Für den Anbau von einem Kilo Mandeln werden etwa 10.000 bis 15.000 Liter Wasser benötigt. Dennoch stammen weltweit etwa 80 Prozent der Mandeln aus Kalifornien – eine Region, die seit einigen Jahren unter schweren Dürren leidet. Viele der dortigen Produzent:innen mussten aufgrund des extremen Wassermangels bereits einen Teil ihrer Bäume fällen. Auch die lokale Bevölkerung ist davon betroffen und wird dazu angehalten, den privaten Wasserverbrauch deutlich zu senken.

Doch nicht nur die Menschen leiden unter grossen Plantagen, sondern auch die Bienen. Denn ohne deren Bestäubung wachsen gar keine Mandeln. Jahr für Jahr werden deshalb über eine Million Bienenvölker zur Mandelblüte in die Anbaugebiete gefahren. Nachdem sie ihr Werk vollbracht haben, werden sie weiter zum nächsten Auftrag transportiert.

Da auf den Mandelplantagen nichts ausser Mandelbäumen wächst, kann man die Bienen nicht dauerhaft ansiedeln. Aufgrund der Grösse der Monokulturen würden die Insekten ausserhalb der Blüte keine Nahrung finden. Viele Bienen überleben die wiederholten Transporte nicht und leiden stark unter der Pestizidbelastung der Mandelblüten. Zusätzlich trägt der Transport auf engem Raum zur Verbreitung von Bienenkrankheiten bei.

Kleinbäuerlicher Anbau ist ökologisch sinnvoller als Plantagen

Wir beziehen den Grossteil unserer Mandeln aus Pakistan. Hier sieht der Mandelanbau ganz anders aus als in Kalifornien. In den hochgelegenen Bergketten des Karakorum und Hindukusch bauen Bauernfamilien auf kleinen Flächen ganz ohne den Einsatz von Pestiziden Mandeln an.

Die Lage in den Bergen ermöglicht die Bewässerung durch Quell- oder Gletscherwasser sowie Regen. Es ist nicht notwendig, Grundwasser aus dem Boden zu pumpen. Die Bestäubung übernehmen Wildbienen. Bei Bedarf unterstützen die Bauernfamilien sie während der Blütezeit mit Wanderbienenvölkern. Aber nie in dem Ausmass wie in Kalifornien.

Aufforsten statt abholzen für Cashews

Bei der immer beliebteren Cashewnuss – botanisch ein Kern – schlägt vor allem die Abholzung von Wäldern aus ökologischer Sicht negativ zu Buche. Durch die stark angestiegene weltweite Nachfrage nach Cashewkernen sind in der Elfenbeinküste innerhalb der letzten vier Jahre dadurch bis zu 25 Prozent des heimischen Trockenwaldes verschwunden. Zudem kommen auch hier jede Menge Pestizide zum Einsatz, die Boden und Wasser verschmutzen.

In unserer Produktion in Burkina Faso wird für den Cashewanbau hingegen kein Wald gerodet, im Gegenteil. Einige unserer Bauernfamilien in Burkina Faso haben auf dynamische Agroforstwirtschaft umgestellt. Sie kombinieren verschiedene Pflanzen so, dass sie sich gegenseitig positiv beeinflussen und den Boden fruchtbar halten und vor Erosion schützen. Der Erhalt und das aktive Aufforsten helfen, der von der Sahara her drohenden Desertifikation im Norden des Landes entgegen zu wirken. Diese Produzent:innen arbeiten allesamt nach biologischen Richtlinien und verzichten auf chemische Pestizide.

Der weltweite Cashewboom hat aber auch Gutes: Dank der gestiegenen Nachfrage können wir in eine neue Verarbeitungsanlage in Burkina Faso investieren. Dadurch entstehen 1000 neue Arbeitsplätze und Abnahme für zusätzlich 3000 Bauernfamilien. Mehr zu dem Projekt erfahren Sie hier.

Wir beteiligen Haselnussproduzent:innen direkt am Umsatz

Haselnüsse stehen oft wegen Kinderarbeit in der Kritik. Denn die Haselnussernte ist Handarbeit. Sie müssen einzeln von Sträuchern und Bäumen gepflückt werden. In der Türkei, woher der Grossteil der weltweiten Haselnussernte stammt, fehlt es allerdings während der Erntezeit an lokalen Helfer:innen. Wanderarbeiter:innen, die von einer Erntegegend zur nächsten ziehen, füllen die Lücke. Deren Kinder können während der Erntezeit oftmals nicht zur Schule gehen und müssen stattdessen als günstige Arbeitskräfte zum Familieneinkommen beitragen.

Unsere Haselnüsse stammen aus Georgien. Hier packen die Bäuerinnen und Bauern selbst bei der Ernte an. Unterstützung erhalten sie von lokal ansässigen Erntehelfern. Kinderarbeit gibt es hier nicht. Zudem beteiligen wir die Bauernfamilien seit 2023 im Rahmen des gebana Modells direkt an unserem Umsatz mit ihren Haselnüssen. Konkret erhalten sie 10 Prozent des Verkaufspreises in unserem Onlineshop – zusätzlich zum regulären Bio- und Fair-Marktpreis. Auf diese Weise wollen wir das Einkommen der Produzent:innen langfristig verbessern.

Fazit: Nüsse können eine Chance sein für Mensch und Natur

Laut der Planetary Health Diet sind Nüsse ein wichtiger Bestanteil einer klimafreundlichen Ernährung. Damit diese aber rundum ökologisch und sozial vertretbar ist, spielen Herkunft und Anbaubedingungen eine wichtige Rolle. Der Anbau und von Nüssen kann negative Folgen für Umwelt und lokale Bevölkerung haben. Aber nicht unbedingt! Umwelt- und sozialverträglich angebaut sowie lokal verarbeitet kann der Nussanbau zu einer grossen Chance für ganze Regionen werden.


Verwendete Quellen: