Fonio aus Togo

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Produktion Fairer Handel Einblicke

Landwirtschaftliche Produkte aus Europa sind in Afrika teilweise so günstig, dass Bauernfamilien vor Ort auf ihren Waren sitzen bleiben. Das liegt an Subventionen und unserer hochindustrialisierten Landwirtschaft. Wir bringen nun Getreide aus Westafrika nach Europa, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen!

Fonio

Die EU exportiert jedes Jahr tonnenweise künstlich vergünstigte landwirtschaftliche Produkte in die Länder Afrikas. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, nimmt afrikanischen Produzent:innen die Wettbewerbsfähigkeit. Ihre lokal angebauten Lebensmittel sind teurer als die Produkte aus der EU.

Was bewirkten die EU-Importe vor Ort?

Die EU exportiert grosse Mengen landwirtschaftlicher Produkte in die Länder Afrikas. Allen voran Lebensmittel wie Mehl, Milchpulver oder auch Hühnerfleisch. Die Menschen vor Ort erhalten so Zugang zu einer Vielfalt an preisgünstigen Waren.

Auf den ersten Blick erscheint das sinnvoll, nimmt afrikanischen Produzent:innen aber die Wettbewerbsfähigkeit. Ihre lokal angebauten Lebensmittel sind teurer als die Produkte aus der EU. Denn die Importe stammen aus subventionierter, intensiver und hochindustrialisierter Landwirtschaft. Von Zollbegünstigungen bei der Einfuhr ganz abgesehen.

Die Landwirtschaft in Westafrika ist hingegen gar nicht subventioniert und basiert auf kleinbäuerlichen Strukturen und extensivem Anbau auf wenigen Hektar Fläche pro Produzent:in. Und jene, die genug produzieren könnten, um an Export zu denken, werden von hohen Zöllen abgeschreckt, die die EU bei der Einfuhr erhebt – bei Getreide bis zu 25 Prozent.

Was ist Fonio?

Fonio ist ein uraltes Grundnahrungsmittel. Botanisch zählt Fonio zu den Fingerhirsen. Die Körner der einjährigen Pflanze eignen sich für die Zubereitung von Couscous oder Porridge. Zu Mehl gemahlen lässt sich Fonio auch vielseitig zum Backen einsetzen.

Das Getreide ist reich an Proteinen, glutenfrei und liefert zahlreiche B-Vitamine sowie Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Kupfer, Zink und Magnesium. Die kleinen Körner enthalten ausserdem die beiden essenziellen Aminosäuren Methiodin und Cystin. Es zählt damit zu den nährstoffreichsten Getreiden der Welt.

Während die Textur der Foniohirse an Couscous erinnert, ist ihr Geschmack deutlich reichhaltiger mit leichten Nussaromen. Der Eigengeschmack ist gleichzeitig so dezent, dass Fonio wunderbar zu allen möglichen Saucen passt und ebenso gut salzig wie süss zubereitet werden kann.

In manchen Gegenden Westafrikas ist Fonio bis heute ein wichtiger Bestandteil von Dankeszeremonien und besonderen Anlässen.

Fonio gehört zu den sogenannten C4-Pflanzen. Vertreter dieser Gattung betreiben eine besonders effektive Form der Fotosynthese. Vereinfacht gesagt teilen sich bei diesen Pflanzen verschiedene Zellen die Arbeit und ermöglichen es ihnen so, auch unter extremen Bedingungen wie Hitze und Trockenheit zu wachsen.

Bauernfamilien in Westafrika machen sich diese Eigenschaft schon seit Urzeiten zunutze. Die lange Anbautradition hat dabei ohne gezielte Züchtung eine grosse genetische Vielfalt hervorgebracht.

Fonio wird von der Forschung vor Ort nicht berücksichtigt. Dementsprechend sind die Anbaumethoden in den Ursprungsländern oftmals rudimentär und die Erträge gering. Es mangelt an Wissen über Kompost und Techniken zur gezielten Züchtung. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau will das gemeinsam mit SWISSAID und der Allianz für Lebensmittelsicherheit in Afrika in einem Pilotprojekt ändern.

Das Projekt in den Ländern Niger, Tschad, Tansania und Indien soll traditionelle Nutzpflanzen wie Fonio wieder attraktiver machen, die Anbautechniken der Produzent:innen verbessern und das lokale Saatgutsystem stärken. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen später auf andere Länder übertragen werden. Das Projekt läuft seit 2021.

Diesen Aufwand betreibt man auch deshalb, da Fonio viel Potenzial für Agroforstwirtschaft bietet. Fonio eignet sich wie andere Hirsesorten auch für den Anbau in Kombination mit Bäumen wie etwa der indischen Jujube. In einem Projekt in Niger zeigte sich, dass sich die Erträge der Hirse auf die Weise um über 40 Prozent steigern lassen. Dadurch, dass die Bäume essbare Früchte tragen, erhielten die Bauernfamilien gleichzeitig eine weitere Einkommensquelle.

Woher kommt das Fonio?

Wir beziehen das Fonio von dem togolesischen Verarbeitungsbetrieb Bodhi Foods aus der Stadt Niamtougou im Osten Togos. Der Betrieb arbeitet mit 814 Bauernfamilien von 28 Kooperativen aus 25 Dörfern in der Region Doufelgou zusammen. Die Familien bewirtschaften durchschnittlich jeweils 0.8 Hektar Land, auf denen sie das Fonio biologisch anbauen.

Nach der Ernte kommt das Fonio zu Bodhi Foods, wo es die Mitarbeitenden des Betriebs schälen und verpacken. Bodhi Foods beschäftigt 12 Menschen ganzjährig und weitere 50 während der Erntezeit.

Bhodi Foods beliefert ausser gebana auch Grosskunden in den USA, wo Fonio offenbar bereits etablierter ist als auf dem europäischen Markt.

Nehmen wir den Menschen nicht ein Grundnahrungsmittel weg?

Handel ist der Schlüssel, um die Lebensumstände der Menschen in Ländern wie Togo zu verbessern. Auf Export zu verzichten, würde bedeuten, dass die Bauernfamilien ihre Produkte nur lokal verkaufen können. Da dort die Konkurrenz der billigen Importe aus der EU zu gross ist, haben sie am Ende gar kein Einkommen mehr und die lokalen Getreidesorten verschwinden mit der Zeit.

Dabei ist Fonio eine Kulturpflanze, die resistent gegenüber Gefahren wie Trockenheit ist, kaum Ansprüche an den Boden stellt und sehr schnell wächst – von der Aussaat bis zur Ernte vergehen nur etwa 70 Tage. Diese Robustheit macht Fonio auch zu einem guten Kandidaten für Kulturen, die Bauernfamilien in Zeiten sich verändernden Klimas ein Einkommen ermöglichen.

Sorgen wir also gemeinsam dafür, dass die negativen Auswirkungen der Exportsubventionen bekannter werden und so wertvolle Pflanzen wie Fonio nicht in Vergessenheit geraten. Bestellen Sie jetzt!


Videoreportage: Der Wahnsinn mit dem Weizen

Europa muss seine Handels- und Agrarpolitik ändern. Langfristig und grundsätzlich. Warum das dringend nötig ist, zeigte bereits 2018 Journalistin Katarina Schickling eindrücklich in ihrer Reportage Der Wahnsinn mit dem Weizen – Die fatalen Folgen unserer Agrarpolitik. In ihrem Film lässt sie deutsche Weizenproduzenten und Exporteure sowie Bauernfamilien im Senegal zu Wort kommen. Sie versucht Antworten von der EU und dem deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium zu bekommen – mit ernüchterndem Erfolg – und spricht mit gebana Geschäftsführer Adrian Wiedmer.

Die Reportage ist auf Deutsch; Untertitel können in der jeweiligen Sprache angezeigt werden.


Verwendete Quellen

Jenseits von Hühnerteilen: Was Afrikas Agrarprodukte im Wettbewerb hemmt. https://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung/rubriken/entwicklungspolitik-agenda-2030/wettbewerbsnachteile-afrikanischer-agrarprodukte/ (abgerufen am 8.12.2021)

Wir schaden Afrikas Bauern! https://www.welt-sichten.org/artikel/32885/wir-schaden-afrikas-bauern (abgerufen am 8.12.2021)

Foniohirse https://de.wikipedia.org/wiki/Foniohirse (abgerufen am 8.12.2021)