Teil 2: Der steinige Weg zu gerechterer Schokolade

Zurück zur Übersicht

Fairer Handel Kakao

Kakao ist zu billig für Bauernfamilien mit wenig Land und geringen Erträgen. Wir haben einen Plan, um daran endlich etwas zu ändern.

Zugang_Kekeli_Kooperative_Togo

Um zu den Bauernfamilien in Togo zu gelangen, muss man sich mitunter auf unwegsamen Pfaden und behelfsmässigen Brücken wie dieser im Bild bewegen.

70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos stammen aus Westafrika. Den Grossteil dieses Kakaos produzieren Millionen von Bauernfamilien mit kleinen Parzellen und tiefen Erträgen. Die Kakaoproduzent:innen, mit denen wir in Togo zusammenarbeiten, bewirtschaften beispielsweise rund 1.5 Hektar Land und erzielen Erträge von knapp 400 Kilo pro Hektar. Bei den aktuellen Preisen für Kakao – auch Fair-Trade – ist unter dieser Voraussetzung kein existenzsicherndes Einkommen möglich.

Organisationen wie Fairtrade International und Max Havelaar Schweiz haben deshalb unlängst den Fairtrade Living Income Reference Price vorgestellt. Ein Referenzpreis, mit dem diese Bauernfamilien so viel verdienen würden, dass es für den Lebensunterhalt reicht.

Doch selbst wenn sich im Markt alle an diesen Preis halten würden, wäre es nicht genug. Denn dieser Referenzpreis basiert auf einer Anbaufläche von rund 4 Hektar pro Familie und Ertragsmengen von bis zu 800 Kilo pro Hektar. Für unsere Partner in Togo und wohl die meisten Bauernfamilien in Westafrika sind diese Annahmen nicht realistisch.

Unseren eigenen Berechnungen nach müsste der Kakaopreis ungefähr doppelt so hoch sein wie der aktuelle Marktpreis, um die Situation der Bauernfamilien ernsthaft zu verbessern. Das Problem dabei: Niemand würde so teuren Kakao im Grosshandel kaufen.

Sie zahlen den richtigen Preis, aber ...

Im Jahr 2021 haben wir die Bauernfamilien, die uns mit Kakao beliefern, in unser gebana Modell aufgenommen. Das bedeutet, dass sie zusätzlich zum Bio- und Fair-Trade-Preis 10 Prozent unseres Schokoladenumsatzes bekommen. Unter dem Strich zahlen wir ihnen so theoretisch den zweifachen Marktpreis.

Warum nur theoretisch? Wir kaufen pro Jahr mehrere hundert Tonnen Kakao von über 500 bio-zertifizierten Bauernfamilien in Togo ein. Wir verarbeiten aber nur einen Bruchteil dieses Kakaos zu Schokolade, die wir über unseren Online-Shop verkaufen. Den restlichen Kakao setzen wir im Grosshandel ab. Die Umsatzbeteiligung zahlen wir trotzdem an alle Familien aus und nicht nur einer ausgewählten Gruppe. 2021 kamen deshalb pro Familie nur etwa 40 Franken zusammen. Zum Vergleich: Der nationale Mindestlohn in Togo liegt derzeit bei rund 56 Franken pro Monat. Das gebana Modell ist in Togo also kaum mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.

gebana_Modell_Schokolade

Wir sind abhängig vom Grosshandel

Damit wir mit dem gebana Modell in Togo wirklich etwas bewirken können, müssen wir also viel mehr Schokolade verkaufen. Oder den Grosshandel miteinbeziehen. Im Januar haben wir deshalb unsere Grosskunden an den Tisch geholt und ihnen erklärt, dass unsere Bio- und Fair-Trade-Preise nicht existenzsichernd sind. Nicht für die togolesischen Bauernfamilien mit ihren 1.5 Hektar Land und 400 Kilo Ertrag pro Hektar. Wir forderten die Grosskunden deshalb auf, schrittweise höhere Preise zu zahlen. Wir geben jeden Rappen dieser Preiserhöhung vollständig an die Bauernfamilien weiter.

Gemeinsam wollen wir so auf die Probleme im Kakaohandel aufmerksam machen und einen Preis erreichen, der auch bei kleinen Anbauflächen und kleinen Erträgen ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht. Wenn es uns dabei gelingt, weitere Akteure im Markt auf unseren Weg zu bringen, wäre das eine Pionierleistung. Eine, die das Leben von hunderten Bauernfamilien verändert und vielleicht eines Tages eine Referenz wird.