Keine Mandeln mehr aus Kasserine
Es hätte eine Erfolgsgeschichte werden können. Seit etwa 4 Jahren importierten wir Mandeln aus dem tunesischen Dorf Jajel Bel Abess. Insgesamt 13 Bauernfamilien, die auf ihren 0,5 bis 2 Hektaren Land Mandeln anbauten, sollten dank Bio- und Fair Trade-Zertifizierung langfristigen Zugang zum Markt erhalten.
Im Sommer letzten Jahres haben die Mandeln nach drei Jahren Umstellungszeit endlich die langersehnte Bio-Zertifizierung erhalten. Als nächstes sollte die Fair Trade-Zertifizierung folgen. 2016 konnten wir alleine über den gebana Direktversand 9700kg der tunesischen Mandeln absetzen. Ein Grund für den grossen Erfolg dieses Produkts war sicher die aussergewöhnliche Qualität der Mandeln, für die wir regelmässig positives Feedback erhielten.
Schwierige Region
Doch nun kam alles anders. Unsere Absicht, möglichst direkt mit den Bauernfamilien zusammen zu arbeiten, konnten wir auch nach jahrelanger Arbeit nicht sicherstellen. Die Region Kasserine liegt einerseits für unseren Partner South Organic mit Sitz in Kebili/Tunesien zu weit abgelegen, andererseits ist sie politisch eine der instabilsten Regionen Tunesiens und aufgrund ihrer Lage nahe der algerischen Grenze Rückzugsort islamistischer Terroristen. Einen guten, aktuellen Eindruck der Region vermittelt dieser Artikel auf swissinfo.ch.
Aufgrund dieser erschwerten Umstände hat unser Partner vor Ort nun entschieden, die Zusammenarbeit mit den Bauernfamilien in Kasserine niederzulegen.
Ein jähes Ende der Erfolgsgeschichte? Aus Sicht von gebana, die wir viel Zeit, Energie und Geld in den Aufbau dieses neuen Produktes gesteckt haben, auf jeden Fall. Für die Bauern ist die Entscheidung zumindest vorläufig verkraftbar: Der lokale Mandelmarkt in Tunesien hat sich in letzter Zeit sehr dynamisch entwickelt, mit der Nachfrage sind auch die Preise angestiegen. Diese sind derzeit sogar leicht höher als die Bio-Marktpreise, zudem fallen gleichzeitig Zertifizierungskosten und hohe Qualitätsanforderungen weg. Wie nachhaltig diese Entwicklung auf dem tunesischen Markt ist, lässt sich aktuell nicht abschätzen.
Neue Mandellieferanten
Wir sind besonders betrübt ob dieser Entwicklung, weil gerade in dieser wirtschaftlich und politisch schwierigen Region wirtschaftliche Perspektiven besonders wichtig wären, nicht zuletzt, um der Radikalisierung Einhalt zu gebieten (s. Link, Interview ganz unten).
In Zukunft wollen wir definitiv wieder Mandeln aus Tunesien beziehen. Unser Partner South Organic sucht derzeit nach Mandelbauern, die in einem näheren und besser zugänglichen Gebiet liegen.
In der Zwischenzeit beziehen wir unsere Mandeln aus den Bergen Pakistans. Von hier stammen auch unsere Wildaprikosen, Kirschen und Walnüsse. Unser langjähriger, pakistanischer Partner hat uns eine Probe mit Mandeln geschickt und uns überzeugt. Die pakistanischen Nüsse schmecken etwas süsslicher, weniger herb und sind etwas kleiner als die tunesischen. Sie sind aber genauso knackig.
In den nächsten Wochen werden wir die letzten Mandeln aus dem tunesischen Projekt verkaufen und dann auf die pakistanischen umstellen. Probieren Sie auch diese neue Sorte! Sobald es Neuigkeiten bezüglich Mandeln aus Tunesien gibt, informieren wir Sie wieder.