Politische Krise in Burkina Faso
„Soeben hat der Präsident demissioniert, ein Jubelschrei hallt durch die Stadt“, schilderte Dave Heubi, Geschäftsführer von gebana Afrique, heute Nachmittag live die Situation in Bobo Dioulasso, Burkina Faso.
Doch gebana Afrique ist derweil mit grossen Unsicherheiten konfrontiert. Seit gestern Vormittag steht die Produktion still, sämtliche Arbeiterinnen der Cashew-Verarbeitung wurden nach Hause geschickt. „Da wir nicht politisch mit den Regime involviert sind und unsere Gebäude abseits vom Zentrum und den grossen Tumulten liegen, hatten wir keine Befürchtungen für gebana Afrique“, erklärt Dave Heubi, „aber in dieser Notsituation möchte verständlicherweise jeder bei seiner Familie sein.“ Nun wartet man in Bobo Dioulasso ab, wie die Lage am Montag aussieht.
Die Unruhen werden auf jeden Fall zu Exportverzögerungen führen: Wann Zoll und Bahn wieder funktionieren, steht in den Sternen. Dave Heubis grösste Sorge ist aber aktuell der Zugang zu Bargeld: „Wann öffnen die Banken wieder, damit wir die Löhne und Lieferanten bezahlen können?“
Eine weitere Sorge gilt einem Mitarbeiter von gebana, der sich privat in der Lokalpolitik für die Präsidentenpartei engagiert hatte. Weil die Häuser von mehreren Abgeordneten der – inzwischen ehemaligen – Regierungspartei von wütenden Demonstranten geplündert wurden, hat dieser vorsorglich seine Familie und sich selbst im Ausland in Sicherheit gebracht.
Wie sich die politische Situation in Burkina Faso weiterentwickelt, kann zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. „Der General, der interimistisch die Macht übernehmen will, wird von den Demonstranten als 'Marionettengeneral' abgelehnt“, kommentiert Dave Heubi die aktuellen Geschehnisse. Die Bevölkerung sei einerseits erleichtert über den Rücktritt Compaorés, andererseits verunsichert durch die Militärs.
Bleibt zu hoffen, dass die aktuellen Entwicklungen in Burkina Faso Schritte auf dem Weg zu mehr Demokratie sind und dass baldmöglichst Normalität in das Land zurückkehrt. Alles Gute, Burkina!
HINTERGRUND
Nach heftigen Protesten und der In-Brand-Setzung des Parlamentsgebäudes wurde gestern das burkinische Parlament aufgelöst. Das Militär verkündete gestern Abend, es werde eine Übergangsregierung einsetzen, kurz darauf erklärte Präsident Blaise Compaoré, er selbst werde dieser bis zum Ende seiner Amtszeit 2015 vorsitzen. Noch heute morgen sagte Dave Heubi: „Die Situation ist konfus: Wer hat die Macht?“
Ursprung der Unruhen, die Burkina Faso seit Anfang Woche beschäftigen und heute in der Demissionierung des Präsidenten gipfelten, war dessen Vorhaben, eine weitere Verlängerung seiner bereits 27 Jahre dauernden Präsidentschaft per Änderung der Verfassung vom Parlament absegnen zu lassen.