Zwischen Opportunität und Wirkung vor Ort

Knapp 10 Jahre lang haben wir Bio-Soja aus Togo exportiert. Es war ein Geschäft, das viele Leben veränderte und gebana zeitweise gutes Geld in die Kassen spülte. Doch jetzt ist damit Schluss.
Soja für Tierfutter aus einem armen Land nach Europa bringen. Das geht mal gar nicht, oder? Genau das dachten wir selbst, als im Jahr 2015 der Geschäftsführer unseres langjährigen Partners Setrapal in Togo vorschlug, gebana Togo solle ins Sojageschäft einsteigen.
Zugegeben, wir waren damals schon Soja-Expert:innen. Denn in Brasilien waren wir seit den späten 1990er Jahren in dem Geschäft unterwegs. Wir hatten das nötige Know-how und Verbindungen zum Markt.
Nach reiflicher Überlegung war klar: Mit Soja könnten wir in Togo nicht nur ein gutes Geschäft machen und gebana stärken, sondern auch Bauernfamilien unterstützen und die lokale Wirtschaft verbessern. Also liessen wir uns darauf ein.
2016 exportierten wir bereits 1000 Tonnen und es schien nur noch aufwärts zu gehen. Drei Jahre später waren wir geradezu verblüfft von unserem Erfolg: Soja machte nun 70 Prozent des Umsatzes von gebana Togo aus und wir kauften bei über 4000 Kleinbauern Bio-Soja ein.
Bio-Soja wird zu wichtiger Einkommensquelle für arme Bauernfamilien
Diese Zahl ist enorm wichtig. Denn nur die Zusammenarbeit mit so vielen Klein-Produzent:innen machte das Sojageschäft zu einem gebana Geschäft. Bis wir mit ihnen zusammenarbeiteten, lebten diese Bauernfamilien von Subsistenzwirtschaft. Sprich sie bauten gerade so viel an, wie sie für den Eigenbedarf benötigten. Darüber hinaus konnten sie kaum ein Einkommen generieren.
"Die Sojabauern gehören zu den ärmsten Menschen in Togo. Sie haben oft nicht mal eigenes Land, sondern sind nur Pächter", sagt Michael Stamm, Head of Purchase & Trade bei gebana.
Das Sojageschäft veränderte das Leben dieser Bauernfamilien. Das zeigte sich auch bei Besuchen in ihren Dörfern: Den Menschen ging es sichtbar besser durch das Einkommen, das sie durch Soja generierten.
Misswirtschaft und Nachlässigkeit sorgen für Verlust
Doch dann kam der erste grosse Knall: Statt mit Gewinn stand gebana Togo 2020 plötzlich mit fast einer halben Million Euro Verlust da. Aber nicht etwa der Markt war verantwortlich, sondern fehlende Kontrollmechanismen und Nachlässigkeit bei der Geschäftsführung. Misswirtschaft blieb so lange unentdeckt.
Wir schickten Michael Stamm nach Togo, um mit ihm als Interim-Geschäftsführer gebana Togo aus der Krise zu holen. Innerhalb von zwei Jahren gelang es ihm, den Verlust wieder in Gewinn zu verwandeln und die Firma zu stabilisieren, und er kehrte in die Schweiz zurück.
Die Geschichte könnte hier zu Ende sein. "Wir wussten aber nicht genau genug, was auf der ersten Meile passiert", sagt Michael Stamm. "Natürlich wussten wir genau aus welchem Dorf die Sojabohnen stammten, doch ob es wirklich die Bauern waren, die auf unseren Papierlisten (!) standen, konnten wir nicht mit Sicherheit sagen."
Wir investierten also in bessere Rückverfolgbarkeit, modernisierten unsere Lagerhäuser, stellten mehr Field Agents ein und kauften bei mehr Bauernfamilien ein. Das resultierte automatisch in höheren Ausgaben für die Vorfinanzierung. Zum Beispiel in Form von Saatgut. Doch dann erreichte die Krise im Bio-Markt auch den Handel mit Bio-Soja.
Dazu kamen strengere staatliche Regulierungen und ein weiterer Knall aus den eigenen Reihen: Zu spät bemerkten wir, dass bei den Geldflüssen im Sojaeinkauf etwas nicht korrekt ablief. Zusammen mit der schwierigen Marktsituation führte dies für gebana Togo im Jahr 2024 zu einem nie dagewesenen Verlust.
Wir produzieren Schokolade statt Soja zu verkaufen!
Wir haben uns deshalb entschieden, aus dem Sojageschäft komplett auszusteigen. Da wir die Bauernfamilien, die über all die Jahre von unserer Zusammenarbeit profitiert haben, nicht einfach im Stich lassen wollen, suchen wir nun nach einer Firma, welche die Lücke füllt, die wir hinterlassen. Drei Interessenten gibt es bereits.
Für gebana Togo bricht damit ein neues Kapitel an mit Fokus auf Kakao und lokal produzierter Schokolade. Ausserdem wollen wir mehr getrocknete Ananas aus Togo verkaufen. Zunächst nach dem Modell gebana Burkina Faso über die Zusammenarbeit mit externen Trocknern, um einen grösseren Kundenstamm aufzubauen. In Zukunft investieren wir dann vielleicht in eine eigene Anlage.
Wir bleiben dran und halten Sie auf dem Laufenden.