Wenn die Ernte naht, die Lager aber noch voll sind

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Einblicke Unternehmen

Unsere Grosshandelstochter in den Niederlanden sitzt auf 175 Tonnen getrockneten Mangos. Das allein wäre schon Grund genug, sich Sorgen zu machen. Doch die nächste Saison hat bereits begonnen und die Produktion in Burkina Faso fährt hoch.

2022 hat den fetten Jahren im Bio-Markt ein jähes Ende bereitet. Zum ersten Mal seit zwei Dekaden gingen die Umsätze zurück und die ganze Branche schaltete auf Krisenmodus. Unsere Grosshandelstochter gebana B.V. in den Niederlanden spürt diese Krise deutlich.

Die Niederlande sind der Dreh- und Angelpunkt unserer Waren von den gebanas im Süden und unseren wichtigsten Partnern. Über gebana B.V. kaufen wir von diesen wortwörtlich tonnenweise Mangos, Cashews, Datteln, Paranüsse, Kakao und einiges mehr, importieren und verkaufen sie im Idealfall direkt containerweise weiter.

Dieses Handelsprinzip ist wichtig für uns, da wir nur auf diese Weise erfolgreiche Tochterfirmen aufbauen können. Mit unserem Onlineshop allein würden wir nie genug Produkte verkaufen können, um die gebanas im Süden wirtschaftlich zu betreiben.

Rekordverkäufe verwandelten sich zu Rekordlagerbeständen

2021 bescherte uns der Grosshandel traumhafte Wachstumszahlen und wir verkauften die Rekordmenge von 738 Tonnen getrockneten Mangos. Wie viele andere in der Branche dachten wir, dass es jetzt erst richtig losgeht. In diesem Glauben kauften wir in der folgenden Saison 925 Tonnen getrocknete Mangos bei gebana Burkina Faso ein.

Diesem mutigen Einkauf stehen heute ernüchternde Verkaufszahlen gegenüber: Im Jahr 2022 haben wir nur etwa 410 Tonnen Mangos abgesetzt. Anfang dieses Jahres gelang es dem Team in Amersfoort zwar nochmal einiges zu verkaufen. Aber Stand März 2023 sitzen wir auf rund 375 Tonnen und wissen nicht wohin damit.

200 Tonnen davon sind theoretisch schon verkauft und sollten von unseren Kunden im Grosshandel noch abgerufen werden. Doch die haben das gleiche Problem wie wir: volle Lager. Entsprechend zögerlich sind sie.

Für die restlichen 175 Tonnen sucht das Team in Amersfoort händeringend nach Abnehmern. In Burkina Faso reift derweil die neue Ernte heran und das treibt uns allmählich die Schweissperlen auf die Stirn.

Viele Akteure im Markt würden jetzt gelassen mit den Schultern zucken. Der Ausweg liegt für sie auf der Hand, wie Michael Stamm, Head of Purchase & Trade bei gebana, sagt. "Die kaufen einfach nichts von der neuen Ernte. Problem gelöst". Oder besser gesagt abgewälzt auf die Bauernfamilien. Denn die bleiben am Ende auf ihren Früchten sitzen.

Eine ganze Wirtschaft hängt an den Mangos

Für gebana ist das keine Option. Stattdessen tun wir, was wir immer tun und riskieren dann und dort, wo es sonst niemand wagt. Schliesslich hängt eine ganze Wirtschaft an diesen Mangos: Neben den Bauernfamilien sind das etliche dezentrale Trocknungsbetriebe und deren Mitarbeitende. Dazu kommen jene, die bei gebana Burkina Faso mit den Mangos arbeiten. Das sind tausende von Menschen.

Würden wir aus Angst vor dem Risiko jetzt nichts mehr oder nur einen Bruchteil kaufen, würden wir all diese Menschen im Stich lassen. Es würde zudem ziemlich sicher das Ende von gebana Burkina Faso bedeuten.

Deshalb nehmen wir den Bauernfamilien dieses Jahr möglichst wieder die gesamte Ernte ab. Für die bevorstehende Saison kommen wir so auf 650 Tonnen getrocknete Mangos.

Der Mangoturm ist höher als das Zürcher Grossmünster

Inklusive des Restbestands von 2022 müssen wir dieses Jahr also insgesamt 825 Tonnen Mangos verkaufen. Das sind wirklich viele Mangos. Würde man sie in 40-Fuss-Container packen und diese Container übereinanderstapeln, entstünde ein Turm, der das Zürcher Grossmünster um rund 30 Meter überragen würde oder fast so hoch wäre wie der Kaiserdom in Frankfurt am Main.

Wie sollen wir diese Menge rechtzeitig loswerden? Nun, wir werden es nicht einfach so schaffen. Wir müssen die Haltbarkeit der Mangos verlängern, ihre Qualität konservieren. Wir erreichen das, indem wir die Früchte einfrieren. Das gibt uns Zeit und nimmt den Verkaufsdruck raus.

Gleichzeitig erhöht das aber den finanziellen Druck. Denn die Mangos binden während dieser Zeit nicht nur eine Menge Kapital sondern kosten uns jeden Tag mehr als doppelt so viel wie in unserem normalen Trockenlager – rund 2000 Euro pro Woche. "Das Ganze wird uns nicht ins Verderben stürzen, aber es kann uns das Jahr verderben", sagt gebana Geschäftsführer Christophe Schmidt.

Jedes Kilo zählt

Unsere Hoffnung ist dennoch, dass wir auf die Weise die Zeit überbrücken können, bis die Nachfrage im Markt wieder steigt. Und das wird sie sicher. An der Biofach, der grössten Bio-Messe in Europa, die Mitte Februar in Nürnberg stattfand, herrschte bereits vorsichtig optimistische Stimmung, wenn auch nicht explizit in Bezug auf Mangos.

Wie lang es tatsächlich dauern wird, bis die Nachfrage wieder steigt, lässt sich natürlich nicht sagen. Deshalb greifen wir unseren Kolleg:innen in Amersfoort nun ein wenig unter die Arme und verkaufen so viele Mangos wie möglich über unseren Onlineshop. Das bedeutet, dass auch Sie uns aus der Krise helfen können. Am Ende zählt jedes Kilo, um den Mangoturm zu schrumpfen.