Wie das Teilen die Realität verändert

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Fairer Handel

Bauernfamilien verdienen zu wenig und darum leben viele von ihnen in Armut. Indem wir mit ihnen teilen, was wir durch den Verkauf ihrer Produkte einnehmen, verbessern wir ihr Einkommen. Heute zeigt sich: Das gebana Modell bewirkt etwas.

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Ein besseres Verhältnis zu den Bauernfamilien

"Wir haben durch das gebana Modell ein Verhältnis zu den Bauernfamilien und den Kooperativen, das sehr transparent ist und sich von dem unterscheidet, was in der Branche üblich ist. Für viele ist diese Beziehung neuartig und ungewohnt, aber sie schätzen uns immer mehr. Allerdings glauben hier viele, dass Menschen, die grosszügig sind, sich an einem anderen Ort die Taschen vollstopfen. Deshalb sind die Produzent:innen manchmal auch skeptisch."

Marjolaine Jan
Leiterin Agro-Sourcing, gebana Togo


Anfängliche Zweifel vor Ort

Noch vor der ersten Auszahlung in Burkina Faso im Jahr 2019 gab es Zweifel vor Ort. Das lokale Team fürchtete einen enormen Mehraufwand. Geld an über 2500 Bauernfamilien einzeln auszahlen? In einem Land, in dem kaum jemand ein Bankkonto hat, eine Mammutaufgabe. Ausserdem fragten sich einige Mitarbeitende, ob es nicht besser wäre, wenn die Produzent:innen einen Teil ihres Geldes in den Bau von Brunnen oder Gesundheitsstationen investieren würden, statt bedingungslos darüber verfügen zu können. Doch genau das ist der Gedanke hinter dem Umsatzteilen: Das Geld steht den Bauernfamilien zu, sie können damit tun, was sie für richtig halten.


Massiv höhere Teilnehmerzahlen bei Schulungen

Bevor wir das gebana Modell in Burkina Faso umsetzten, war gebana nicht allen Produzent:innen oder Kooperativen ein Begriff. Bei den ersten Auszahlungszeremonien im Jahr 2019 sagten uns einige Produzent:innen, dass sie keinen Unterschied erkennen zwischen gebana und den anderen Einkäufern. Aber jetzt sehen sie, dass gebana anders handelt. Dass gebana um ihr Wohlergehen besorgt ist. Das merken wir auch daran, dass massiv mehr Produzent:innen an unseren Schulungen teilnehmen. Die Bauernfamilien sind wirklich sehr zufrieden. Das liegt auch daran, dass die Zahlungen oft genau zu dem Zeitpunkt im Jahr kommen, wenn sie Geld brauchen, um Lebensmittel oder das Schulgeld für ihre Kinder zu bezahlen."

Ousseni Porgo
Co-CEO gebana Burkina Faso


Aufs Mobiltelefon zahlen

Geld an tausende Bauernfamilien auszahlen, die kein Bankkonto haben – was bleibt da anderes als Bargeld? Mit viel Bargeld durch Burkina Faso oder Togo zu reisen, ist jedoch ein gefährliches Unterfangen und es öffnet auch die Türen für Korruption. Die Alternative lautet Geldtransfer per Mobiletelefon. Trotz anfänglicher Skepsis, ist der Anteil der auf diese Weise abgewickelten Auszahlungen je nach Land auf 88 bis 96 Prozent gestiegen. Eine Rolle spielt dabei sicher der kleine Bonus, den wir auszahlen, wenn man sich für die Methode entscheidet. Wir arbeiten ausserdem eng mit den Mobilfunkanbietern zusammen, um sicherzustellen, dass die Bauernfamilien ihr Geld am Ende auch in Bares umwandeln können.


Ein gebührender Rahmen

Um dem Ereignis der Auszahlung die gebührende Wichtigkeit zu geben, erwarten die Dorfgemeinschaften richtige Zeremonien. Diese Zeremonien sind wie ein Dorffest und ziehen sich zum Teil über mehrere Stunden. Neben der eigentlichen Auszahlung finden da jeweils auch Schulungen rund um Bio-Anbau und Produktionsmethoden statt. Die zuständigen Teams sind dementsprechend jeweils mehrere Monate beschäftigt. Einzig in Griechenland geht es etwas flotter, weil wir hier mit weniger Familien zusammenarbeiten als etwa in Togo oder Burkina Faso und deshalb nur ein einziges Treffen stattfindet. Ausserdem überweisen wir hier das Geld direkt auf die Bankkonten der Produzent:innen.


Die Konkurrenz sabotiert, die Bauernfamilien verteidigen

Insbesondere in Togo sorgen wir mit unserem Ansatz des Teilens für Unmut bei Kakaoexporteuren und Zwischenhändlern. Sie sabotieren uns zum Teil sogar, indem sie bei den Produzent:innen schlecht über uns reden, wie Marjolaine Jan erklärt. "Sie sagen ihnen, dass wir dieses und jenes versprechen, es am Ende aber gar nicht einhalten würden." Die Produzent:innen lassen sich davon nicht mehr beeindrucken und fragen stattdessen: "Aber warum macht ihr es nicht einfach wie gebana?"


Dreimal mehr in Griechenland

In Griechenland arbeiten wir mit wenigen Familien zusammen, deren Produkte wir zu 100 Prozent im Direktversand verkaufen. Das resultiert verglichen mit Togo oder Burkina Faso in sehr hohen Beträgen pro Familie – im Durchschnitt verdienen sie rund dreimal so viel, als wenn sie den Einzelhandel beliefern würden.


Das jüngste Mitglied im gebana Modell

Im Oktober dieses Jahres haben wir zum ersten Mal rund 200 Bauernfamilien und indigene Sammler:innen in Brasilien an unserem Umsatz beteiligt. Diese arbeiten mit der Kooperative Coopavam zusammen und beliefern uns mit Paranüssen. Sie erhielten insgesamt rund 15'000 Euro.


Was wollen wir in Zukunft erreichen?

Es geht jetzt darum, das gebana Modell auszubauen und auszuweiten. Wir wollen den Anteil, den das gebana Modell an unserem Gesamtumsatz ausmacht, bis 2025 auf rund 60 Prozent bringen – heute liegen wir bei 45 Prozent. Das gelingt nur, wenn wir weitere Produkte in das Modell aufnehmen. Da hier viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, können wir nicht mit Sicherheit sagen, welches das nächste Produkt sein wird. Gute Chance haben derzeit die Datteln aus Tunesien, die Haselnüsse aus Georgien, die getrockneten Ananas aus Togo und die Bergfeigen aus der Türkei. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Beim Kakao aus Togo wollen wir ausserdem den Grosshandel einbinden. Denn nur dann können wir hier die Beträge wirklich anheben – 90 Prozent des Kakaos verkaufen wir an Grosskunden.


Einkaufspreis, Verkaufspreis – was ist der Unterschied?

Bauernfamilien, die vom gebana Modell profitieren, erhalten ihr Geld in zwei Schritten. Im ersten Schritt verkaufen sie uns ihre Produkte. Wir bezahlen ihnen in diesem Schritt den Marktpreis inklusive Biozuschlag – das ist unser Einkaufspreis. Danach folgt eine Fairtrade-Prämie an die Kooperative, sofern diese zertifiziert ist. Schritt zwei ist das eigentliche Teilen und das beginnt, nachdem Sie als Kund:in ein Produkt bei uns gekauft und unseren Verkaufspreis bezahlt haben. Von diesem Verkaufspreis nehmen wir 10 Prozent und verteilen diese einmal jährlich an die Produzent:innen. Dabei berücksichtigen wir immer alle Bauernfamilien, die ein Produkt liefern.