gebana wird erwachsen
1487 neue Bauernfamilien, 2500 Hektar zusätzliche Bio-Anbaufläche und ein Team, das in den letzten zwei Jahren von 40 auf 70 Menschen gewachsen ist. Dies und mehr erfuhren die gebana Investor:innen am Investorenabend 2021 im Volkshaus Zürich.
"Es sind zwei Jahre vergangen, seit wir das letzte Mal zusammengekommen sind", sagte gebana Geschäftsführer Adrian Wiedmer am 24. November 2021 im Volkshaus Zürich. Er richtet sich damit an die rund 200 versammelten Menschen am gebana Investorenabend. "Zwei Jahre, in denen sich bei gebana viel verändert hat."
Ohne lange Umschweife sprach Wiedmer das an, was viele der Investor:innen wohl am meisten interessierte: Was hat die Pandemie mit gebana gemacht? "Corona war für uns keine Eintagsfliege", sagte Wiedmer. "Wir sind zwar nicht so explosionsartig gewachsen wie andere, aber wir konnten viele der neuen Kund:innen halten." Mehr dazu finden Sie im Jahresbericht.
Das Umsatzwachstum und die enorme Zahl der neuen Kund:innen sorgten für gemischte Gefühle, wie Wiedmer sagte. "Es gab Euphorie im Marketing und der Kommunikation und gleichzeitig sehr viel Stress im Kundenservice, im Lager und im Einkauf." Der Ansturm war derart gross, dass der Kundenservice zeitweise nur noch zu 50 Prozent erreichbar war und im Shop bei etlichen Produkten das "Ausverkauft"-Zeichen prangte.
"Wir kamen schlicht nicht mehr hinterher", führte Wiedmer weiter aus. "Also haben wir neue Leute eingestellt und gleichzeitig die Organisation umgebaut." Das Team in Berlin und Zürich wuchs so innerhalb von zwei Jahren zusammengenommen von 40 auf 70 an.
Um diese Entwicklung zu verdeutlichen, zeigte Wiedmer eine Tabelle mit Geschäftszahlen vom Jahr 2019 bis zum Budget für 2022. Neben der imposanten Umsatzentwicklung stach hier vor allem eine Zahl ins Auge: Die Personalkosten, die sich 2022 im Vergleich zu 2019 von rund 4 auf 8 Millionen Franken verdoppeln werden. "Das macht mir manchmal ein bisschen Angst", gestand Wiedmer. "Sie dürfen also jetzt nicht mehr aufhören bei uns zu bestellen." Schallendes Gelächter erfüllte den Saal, doch es steckte aufrichtige Wahrheit in dem Scherz.
gebana Brasil passt nicht mehr zu gebana
Im Schnelldurchgang sprach Adrian Wiedmer dann über verschiedene Erfolge, die gebana in den vergangenen zwei Jahren erreicht hat. Darunter die Konzernverantwortungs-Initiative, die ohne die Innerschweiz angenommen worden wäre, über die Orangenkampagne und die neue Art der Unternehmensführung mit Komitees im Verwaltungsrat und agilen Teams, die abteilungsübergreifend Projekte umsetzen.
Veränderungen gab es derweil auch bei gebana Brasil. Vor 10 Jahren war gebana Brasil praktisch pleite und wir mussten das Unternehmen sanieren. "Heute ist gebana Brasil der grösste Bio-Getreideproduzent im Land", sagte Wiedmer. Allem voran Soja für Tierfutter. "Das passt nicht mehr so gut zu gebana. Deshalb haben wir uns nach lokalen Unternehmern umgeschaut, die unseren Anteil an der Firma übernehmen wollen."
Bei einer Gruppe von Menschen aus dem Umfeld einer nachhaltigen Investitionsgesellschaft in Brasilien wurden wir fündig. Diese Menschen wollen gebana Brasil gross machen und wie wir viel bewegen in Richtung mehr Nachhaltigkeit. "Wir haben hier ein gutes Gefühl", schloss Wiedmer und wurde kurz still.
Der gebana Mann der ersten Stunde tritt zurück
Auf der Leinwand erschienen die Worte "Bye bye Adrian" und der Geschäftsführer der gebana AG verkündete seinen Rücktritt. Nach über 20 Jahren sei für ihn die Zeit gekommen, jemandem mit mehr Erfahrung die Zügel zu übergeben. "Ich mache das hier alles ja zum ersten Mal", sagte Wiedmer. "Seit der Gründung bis 2017 hatten wir nur vier Mal ein positives Ergebnis ... Ich hoffe, dass mein Nachfolger das besser kann."
Es seien bereits einige vielversprechende Kandidaten in der engeren Auswahl und wenn alles gut gehe, könne er sich im Juni 2022 verabschieden. "Ich bleibe gebana natürlich erhalten", schob Wiedmer sofort nach, "ich werde im Verwaltungsrat bleiben."
Als der tosende Applaus abebbte, kamen Sandra Dütschler und Elvira Zingg auf die Bühne. Die beiden sprachen über das gebana Modell, erklärten wie wir unsere Arbeit und unsere Wirkung messen und stetig versuchen, besser zu werden. Was das in der Praxis bedeutet, zeigte anschliessend Ousseni Porgo auf.
"Danke im Namen von ganz Burkina Faso!"
Ousseni Porgo ist Burkinabè und bei gebana Burkina Faso für die Agrotechniker verantwortlich, die regelmässig zu den Bauernfamilien im Feld fahren, sie beraten und Trainings durchführen. Porgos Vortrag wurde innerhalb weniger Minuten zu einer flammenden Lobesrede über gebana und den grossen Dienst, den gebana seinem Land, der Wirtschaft und den Menschen erweist. "Es gibt viele Firmen, die nach Burkina Faso kommen und Rohwaren einkaufen", sagte er. "Aber die meisten exportieren sie direkt und verarbeiten sie nicht vor Ort."
"Weil wir alles vor Ort verarbeiten, schaffen wir Jobs und helfen so den Menschen dabei, ein stabiles Einkommen aufzubauen. Das macht mich glücklich", sagte Porgo weiter. "Was wir als gebana tun, ist wirklich wichtig für Burkina Faso. Deshalb möchte ich Ihnen allen heute danken. Danke, dass Sie in gebana investieren und in uns vertrauen. Danke im Namen von ganz Burkina Faso!"
Es folgte ein genauer Blick auf Burkina Faso mit Fakten zur bestehenden Produktionskapazität – seit 2019 vollständig ausgeschöpft – und die Tatsache, dass die Nachfrage weit über dieser Kapazität liegt. Dies ist mit einer der Gründe für den geplanten Neubau.
Die neue Fabrik nimmt Formen an – das Land ist gekauft
Wie nah dieser Neubau der Realität bereits gekommen ist, zeigte Linda Dörig vom Development Team. Ohne Zeit mit ihrer eigenen Vorstellung zu verlieren sprach sie darüber, dass wir die Produktion von heute 290 Tonnen Cashews pro Jahr auf 2000 Tonnen hochschrauben wollen und künftig nicht mehr nur Mangos von externen Trocknern einkaufen, sondern auch selbst 400 Tonnen pro Jahr trocknen wollen.
Dörig erklärte auch, dass der Markt für diese Mengen bereits etabliert sei und sogar die Bauernfamilien schon fast so viel liefern können. Damit es am Ende noch Luft für weiteres Wachstum gebe, würden wohl 4000 zusätzliche Familien dazu kommen und in der Fabrik zusätzliche 1000 Arbeitsplätze entstehen – heute arbeiten schon 700 Menschen bei gebana Burkina Faso.
Und wie weit sind wir? "Das Land ist gekauft und wir haben uns in den letzten Wochen nach lokalen Baufirmen umgesehen, die solch ein Projekt stemmen können", sagte Dörig. "Glücklicherweise gibt es in Burkina Faso solche Firmen und wir sind jetzt in der Ausschreibung für die Bauleitung". Spätestens im zweiten Quartal soll es mit dem Bau losgehen. Ende 2022 wollen wir bereits Cashews produzieren, ab 2023 dann auch Mangos.
Die neue Fabrik soll ausserdem ein Symbol für kulturellen Austausch und gesellschaftlichen Diskurs werden, wie Eleonora Gallo erklärte. Die Mauern der Fabrik werden zur Leinwand für 30 lokale Künstler:innen. Alle Menschen, die das Crowdfunding für die Fabrik unterstützen, werden am Ende ein Poster dieser bemalten Mauern erhalten. Mehr dazu unter www.gebana.com/WAW
Den Abschluss des Abends machte Marketingchef Philippe Schenkel. Er präsentierte das Projekt Kooperation statt Konkurrenz – eine Initiative, die innovative und visionäre Firmen zusammenbringen soll – und sprach über unsere Zusammenarbeit mit den fünf Schokoladenpionieren Choba Choba, fairafric, laflor, Original Beans und Schöki. Mehr dazu finden Sie hier und hier.
Wieso ist gebana eine AG?
Wieso hat gebana Investor:innen, wer sind diese Leute und welche Rolle spielen Sie für gebana? Mehr dazu lesen Sie hier.