Rohwaren einkaufen ohne Bargeld
Wir bezahlen eine wachsende Anzahl Bauernfamilien in Afrika per Mobiltelefon. Drei Fragen und drei Antworten zu dieser Bezahlart.
Warum bezahlt gebana Bauernfamilien in Afrika via Mobiltelefon?
Die Bezahlung via Mobiltelefon sorgt dafür, dass die Bauern wirklich den Betrag bekommen, den wir ihnen bezahlen. Denn die Bezahlung ist an eine Telefonnummer gebunden und somit personalisiert und direkt. Mittelsmänner haben keine Chance mehr, von dem sonst in bar ausgezahlten Geld etwas für sich abzuzwacken.
Für jede per Mobiltelefon ausgelöste Transaktion gibt es einen Beleg, dank dem nachvollziehbar ist, wer wem wie viel gezahlt hat. Das hilft uns in der Buchhaltung und schiebt der im Rohwareneinkauf verbreiteten Geldwäsche einen Riegel vor.
Ausserdem müssen unsere Mitarbeitenden weniger Bargeld mitführen, wenn sie zu den Bauernfamilien fahren. Das Risiko für Überfälle sinkt – auch für die Bauernfamilien.
Für die Familien ist es ausserdem einfacher, ihr Geld zu verwalten. Das Handy ersetzt für sie das Bankkonto, das in Burkina Faso immer noch so etwas wie eine Rarität ist: 2017 besassen gerade mal 22 Prozent der Bevölkerung ein Konto bei einer Bank.
Wie funktioniert die bargeldlose Bezahlung per Mobiltelefon?
Die Form des Geldtransfers per Mobiltelefon, die wir in Burkina Faso und Togo einsetzen, ist bedeutend älter als das Smartphone. Dementsprechend ist es für die Menschen in vielen Ländern Afrikas ganz alltäglich, mit dem Handy Geld zu verschicken, Rechnungen zu zahlen oder sogar bargeldlos einzukaufen.
Das Geld kommt per SMS auf die Handys. In grösseren Dörfern und Städten gibt es Läden – sogenannte Cash-Kiosks – in denen man sich Geld auf seine SIM-Karte laden oder bestehendes Guthaben als Bargeld auszahlen kann.
Wir haben die bargeldlose Bezahlung unter anderem im Rahmen der Umsatzbeteiligung in Burkina Faso getestet. Dort arbeiteten wir mit dem Dienstleister Orange Money zusammen, der für uns jeweils eine grosse Anzahl Zahlungen gleichzeitig auslöste. Zwischen November 2019 und Januar 2020 beteiligten wir so 1325 Bauernfamilien direkt an unserem Umsatz.
Wenn wir Waren wie etwa Roh-Cashews einkaufen, bezahlen wir die Bäuerinnen jedoch einzeln. In Regionen, wo wir die Waren so nicht bezahlen können, transferieren wir das Geld auf die Mobiltelefone unsere Mitarbeitenden im Feld. Sie zahlen das Geld am nächsten Cash-Kiosk aus und fahren dann mit dem Bargeld zu den Kooperativen und Bauern.
Was sind die grössten Herausforderungen, denen gebana bei dieser Art der Bezahlung begegnet?
Die Zahlungen sind wie erwähnt an die Handynummern der Bauern gebunden. Das ist zwar sehr gut, weil wir so direkte Zahlungen garantieren können. Aber leider wechseln die Bauern ihre Nummern häufig. Das heisst vor einer Auszahlung müssen wir die Nummern jedes Mal ganz genau prüfen. Das ist sehr zeitaufwendig.
Eine weitere Herausforderung ist die Akzeptanz der Bezahlart. Obwohl schon viele Menschen das Handy zur Bezahlung verwenden, müssen wir die Bauernfamilien dennoch im Umgang mit dem digitalen Geld schulen und von den Vorteilen überzeugen: mehr Sicherheit, keine Zwischenhändler, Transparenz und Vertraulichkeit, Geld auf dem mobilen Konto.
In Burkina Faso macht uns teilweise die mangelhafte Netzabdeckung auf dem Land einen Strich durch die Rechnung. Manchmal dauert es mehrere Stunden, bis das Geld auf den Handys ankommt. Dazu kommt die Tatsache, dass es in der Nähe abgelegener Dörfer noch keine Cash-Kiosks gibt.
Schwierig wird es, wenn wir bei den Telefonnummern Fehler übersehen und das Geld an eine Person geht, der es nicht zusteht. Das Geld zurückzubekommen, ist manchmal unmöglich.
Wenn wir all diese Herausforderungen meistern oder jene ausblenden, die nicht in unserer Macht liegen, stellt sich uns immer noch die Frage nach den Transaktionskosten. Denn bei jeder Überweisung via Handy wird eine Gebühr fällig, die sich Sender und Empfänger entweder teilen oder die einer von beiden bezahlt.
Bei der Auszahlung der Umsatzbeteiligung ziehen wir die Kosten für die Überweisung vom endgültigen Betrag ab. Hier bezahlen also die Bäuerinnen die Gebühr.
Wenn wir Rohwaren einkaufen und per Handy bezahlen, können und wollen wir das so nicht machen. Stattdessen wollen wir die Kosten mit den Bauern teilen. Im Augenblick bezahlen wir die Gebühren aber vollständig, um die Akzeptanz bei den Familien zu erhöhen und sie von den Vorteilen der Bezahlart zu überzeugen.
Gegenwind bekommen wir von den Kooperativen und deren Präsidenten, von Dorfältesten und Kollektoren. Die fühlen sich durch die direkten Zahlungen via Handy umgangen. Sie verlieren einen Teil ihrer Kontrolle und Macht und können sich nichts mehr vom Einkaufspreis abzwacken. Das wollen sie natürlich verhindern.
Getätigte Zahlungen via Mobiltelefon, Stand September 2020
- Burkina Faso: 1325 von 2554 Bauernfamilien via Mobiltelefon am Umsatz beteiligt
- Burkina Faso: Roh-Cashews von 164 Bauernfamilien via Mobiltelefon bezahlt
- Togo: Rohwaren von ca. 250 Bauernfamilien via Mobiltelefon bezahlt