Bezahlen via Mobiltelefon in Westafrika
Unser erster Test in Togo zeigt: Beim Bezahlen unserer Produzenten und Produzentinnen via Mobiltelefon überwiegen die Vorteile. Nun wollen wir das mobile Bezahlen ausweiten.
Mobiles Bezahlen in einem Land, in dem es vielerorts nicht mal fliessendes Wasser gibt? Ja, denn das geht auch mit ganz alten Mobiltelefonen und völlig ohne Apps. Die Technologie ist in Westafrikanischen Ländern weit verbreitet und wesentlich einfacher als das Bezahlen via App oder anderen Technologien hierzulande.
Ein traditionsreiches System
Unser Anspruch ist eine direkte Zusammenarbeit mit den Kleinbauern in den Ursprungsländern. In den meisten westafrikanischen Ländern hat sich über viele Generationen ein teilweise mehrstufiges System mit sogenannten «Mittelmännern» etabliert, welche die Produkte bei den Bauern einkaufen, sammeln und dann Firmen für die Weiterverarbeitung verkaufen. Was für Firmen wir uns eine Vereinfachung darstellt, bedeutet jedoch eine verschlechterte Situation für die Bauern.
Denn diese bekommen nicht den vollen Preis für ihre Produkte, da ja auch der «Mittelmann» etwas verdienen möchte. Es kommt sogar vor, dass die «Mittelmänner» die Bauern gar nicht bezahlen. Viel zu oft haben wir korrupte Strukturen beobachten müssen.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Rückverfolgbarkeit: Wir wollen sichergehen, dass die Produkte, welche wir verarbeiten, auch wirklich von den besagten Bauern sind. Und jederzeit nachvollziehen können, wie viel wir wann von wem zu welchem Preis eingekauft haben.
Ein letzter, nicht zu unterschätzender Punkt ist die Sicherheit unserer Mitarbeitenden. Denn wenn wir Rohwaren einkaufen, muss jemand das Geld dafür in das Dorf bringen. In Ländern, in den die meisten Menschen in grosser Armut leben, ist das nicht ohne Risiko.
Die Testphase
Beim Bezahlen via Mobiltelefon wird das Geld wie eine SMS übertragen, auch ganz kleine Beträge. Es wird auf dem Handy gespeichert wie ein Prepaid-Guthaben. Die Produzenten haben dann die Möglichkeit, sich das Geld im nächsten Kiosk auszahlen zu lassen oder direkt Produkte damit einzukaufen.
Wir starteten eine Testphase, erklärten den Produzenten unsere Gründe und das Vorgehen. Diese begrüssten unsere Initiative, denn das Vertrauen zu uns ist weitaus grösser als zu den «Mittelmännern». Trotzdem kam natürlich auch eine gewisse Skepsis auf, denn das intermediäre System ist etabliert und so stiessen wir auf den typischen «Widerstand gegen Veränderungen». Zudem wird das Geld ja nicht physisch ausbezahlt und viele Produzenten hatten darum schlichtweg Angst, nicht wirklich bezahlt zu werden.
Nach einigen Wochen stieg das Vertrauen. Lediglich für die Produzentinnen, die eine Tagesreise vom nächsten Kiosk lebten, stellte das neue Vorgehen ein Problem dar – denn nicht immer haben die Kioske so Bargeld vorrätig.
Zudem zeigten sich auch auf technischer Seite Hürden: Um die Bezahlungen per Mobiltelefon möglich zu machen, müssen Sender und Empfänger den gleichen Mobilfunkanbieter haben. Weil wir nicht alle Anbieter auf einmal testen konnten, waren einige Produzenten vom Test ausgeschlossen.
Wir machen weiter
Nach der Testphase in Togo sind wir jetzt daran, die Ergebnisse auszuwerten und damit die nächsten Schritte zu planen. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass wir weiter dran bleiben und für die noch bestehenden Probleme Lösungen suchen wollen.
Unser Ziel ist es, in den Ländern Togo und Benin die Bezahlung via Handy mit den jeweils zwei grössten Mobilfunkgesellschaften anbieten zu können. Des Weiteren überlegen wir, die Produkte selbst erstmal weiterhin in bar zu bezahlen und lediglich Bio-Prämien per Mobile Payment zu transferieren. Erst in einem weiteren Schritt wird dann komplett auf das mobile Bezahlen umgestellt.