Exkurs: Die Erntehelfer
Am 14. Februar 2013 sandte uns unser heutiger Partner eine ganze Kiste Orangen ins Büro. Wir probierten und waren begeistert! Keine zwei Wochen später luden wir ihn zu einem Treffen ein und schon kurze Zeit später gehörten Bio-Früchte aus Griechenland zu unseren beliebtesten Produkten. Trotz all dem Erfolg gibt aber auch Verbesserungspotenzial. Zum Beispiel bei der Situation der Erntehelfer. Hier ein Exkurs:
Das ganze Jahr über fällt auf den Feldern der Produzenten viel Arbeit an. Doch was unter dem Jahr noch im Ein-Mann- oder Familienbetrieb gestemmt werden kann, ist jetzt zur Erntezeit nicht mehr zu bewältigen. Die Bauern müssen auf Erntehelfer zurückgreifen.
Jahrelang gab es in Griechenland keinerlei Kontrolle darüber, wer zu welchen Konditionen als Erntehelfer eingestellt wurde. Das Geld wurde jeweils in bar direkt vom Produzenten an den Vorarbeiter des Erntetrupps bezahlt. Das führte dazu, dass die Arbeiter nicht sozialversichert waren und nicht klar war, wie viel Geld tatsächlich bei ihnen ankam.
Die griechische Regierung erkannte das Problem und führte nach und nach neue Regeln ein. Heute beinhaltet der Preis pro Kilo geernteter Früchte 10% Aufpreis für die Sozialversicherung. Die Löhne werden vom Produzenten durch einen Scheck (Ticket) an die Arbeiter bezahlt, der von der Postbank ausgestellt wird. Das bedeutet, dass die Arbeiter mit ihrem Scheck zur Postbank gehen und dort ihr Geld bekommen. Die 10% für die Versicherung werden direkt vom Lohn abgezogen. Der Produzent erhält wiederum eine Quittung über den bezahlten Betrag von der Postbank und kann diesen bei seiner jährlichen Steuererklärung als Ausgabe angeben.
Alle Produzenten, von denen wir unsere Früchte beziehen, halten sich an dieses neue System. Darüber hinaus haben wir festgelegt, dass der Betrag, den die Erntehelfer von unseren Bio-Bauern pro Kilo erhalten, jeweils 30% über dem liegt, was sie normalerweise verdienen. Die Mehrkosten hierfür trägt die gebana, indem sie den Bauern entsprechend mehr für die Früchte zahlt. Zudem leistet unser Partner Vorauszahlungen, damit die Erntehelfer sofort bezahlt werden können.
All dies sind Verbesserungen, aber wie so oft im «fairen Handel» ist das kein Zustand, mit dem wir uns zufrieden geben wollen. Denn es gibt noch ungelöste Probleme. Zum Beispiel, dass viele ausländische Arbeiter durch das neue System fallen, da sie oft nicht über Ausweispapiere verfügen und somit keine griechische Steuer- und Sozialversicherungsnummer beantragen können – und unsere Produzenten sie darum nicht beschäftigen können. Immer wieder führen wir daher Diskussionen mit unserem Partner darüber, wie wir sicherstellen können, dass alle am Prozess beteiligten Personen fair behandelt werden.