Tag der Frau – 8. März 2016
Wie letztes Jahr beschrieben, waren auch dieses Jahr alle Maquis gefüllt mit tanzenden Frauen in Festtagsstoff. In unserer Gruppe war eine Frau mit einem Baby dabei. Am späteren Nachmittag trafen dann ihr Ehemann und sein Bruder ein. Die Frau übergab ihnen das Baby und verbrachte die nächsten Stunden auf der Tanzfläche. Zwischendurch kam sie zum Stillen ans Tischchen zurück – und dann wieder ab in die tanzende Menschenmenge.
Dies ist ein ziemlich ungewohntes Bild hier in Burkina Faso: Ein Mann betreut in der Öffentlichkeit sein Baby, während seine Frau tanzt? An einem „gewöhnlichen“ Tag undenkbar. Wenn sich ein Ehemann im Alltag so verhält, heisst es bei Freunden und Verwandten sofort, er lasse sich von seiner Frau dominieren. Und das geht auf keinen Fall.
Junge Männer haben mir erzählt, dass sie sich eigentlich mehr an der Kindererziehung beteiligen wollen, aber dass die Gesellschaft das nicht akzeptiert. Sogar ihre Schwestern sagen ihnen, sie dürfen sich nicht von der Ehefrau „dominieren“ lassen. Manchmal scheint es mir, dass keine Frau will, dass es die andere besser hat als sie.
Und wie ist es bei uns in Europa? Wie selbstverständlich ist es, dass sich Väter um die Erziehung kümmern? Wie geht die Gesellschaft mit Männern um, die Teilzeit arbeiten möchten, um mehr Zeit für die Familie zu haben?