Strassenverkäuferinnen
Eine Frau hat eine gute Idee, setzt sich an einem bestimmten Punkt an den Strassenrand und verkauft zum Beispiel Karité-Raupen. Eine Woche später sitzen an der gleichen Ecke sieben Frauen und verkaufen das gleiche. Dieses Phänomen lässt sich vielerorts beobachten.
Am Bahnhof in Bobo-Dioulasso, wo die Züge aus der Elfenbeinküste ankommen, verkaufen die Frauen Kochbananen, Avocado, Ananas und Attieke (Couscous aus Maniok). Alles Produkte, welche mit dem Zug importiert worden sind. Jede Verkäuferin bietet genau das Gleiche feil. Am Busbahnhof in Boromo sind es Sesamkekse und Brot. Alle nebeneinander mit identischer Ware.
Immer wieder stelle ich mir darum die Frage: „Warum sind die Strassenverkäuferinnen immer nach Produkten sortiert am Strassenrand aufgestellt?“ Wenn schon eine dasitzt und Ananas verkauft, warum nicht daneben Mango verkaufen. So gibt es einerseits keine Konkurrenzsituation und andererseits wird der Kunde zu einem „Mehrkauf“ motiviert. Das heisst, beim Ananaskauf denkt er an einen Fruchtsalat und kauft auch gleich Mangos. Neben der Raupenverkäuferin könnte sich eine andere Geschäftsfrau niederlassen und die restlichen Zutaten der Raupensauce verkaufen. Die Köchin könnte so alle Zutaten am gleichen Ort ergattern. Warum also verkaufen alle das Gleiche und keine etwas Komplementäres?