Tontine – Sparen in der Gruppe
Die meisten unserer Angestellten in Burkina Faso machen in einer oder gar mehreren „Tontine“ mit. Die Tontine ist eine Art Spar- und Kreditgruppe. Jeden Monat am Zahltag treffen sich die Gruppenmitglieder und legen einen fixen Betrag in einen Topf. Je nach Gruppe variiert die Höhe von wenigen Franken bis zum Beispiel zur Hälfte eines Monatslohns. Sobald alle einbezahlt haben, erhält eine Person die Gesamtsumme und der Topf ist wieder leer. Manche Gruppen haben eine festgelegte Reihenfolge des „Gewinners“, andere sind flexibel in Bezug auf die Bedürfnisse der Mitsparer. Es kann also sein, dass es einen Todesfall in der Familie eines Gruppenmitgliedes gibt, sie daher dringend Bargeld benötigt und nun diesen Monat die Tontine erhält.
In den meisten Fällen jedoch Sparen die Leute auf eine spezifische Investition. Sali hat sich einen Gefrierschrank gekauft, worin sie kleine Säckchen Wasser gefriert und danach das Eis in der Nachbarschaft verkauft. Abibou spart auf eine Nähmaschine, damit sie im Atelier ihres Bruders arbeiten kann. Daouda will sich eine Vespa kaufen, damit er sich endlich unabhängig fortbewegen kann und nicht immer seine Freunde um Hilfe fragen muss.
Unter unseren Angestellten ist das Sparsystem mit Tontine viel verbreiteter als Sparen auf dem Bankkonto. Die Antwort auf meine Frage nach dem „Warum“ ist ganz einfach: Wenn das Geld auf einem Bankkonto ist, kann es jederzeit abgehoben und für einen „anderen“ Zweck verwendet werden. Die Tontine kann also fehlende Selbstdisziplin ersetzen und ist zudem formal einfacher als eine Bankkontoeröffnung.