Korruption I
Wo fängt Korruption an? Wie viel ist tolerierbar?
In der Schweiz schicken Firmen wichtigen Kunden vor Weihnachten eine Weihnachtskarte häufig begleitet von einem kleinen Präsent. Dies zur Pflege der guten Geschäftsbeziehungen.
Vor einigen Monaten habe ich einem hilfreichen Visums-Beamten 2 Tafeln Schokolade geschenkt. Es ist nicht einfach sich durch den togolesischen Administrationsdschungel zu kämpfen und ich war ihm sehr dankbar für seine Hilfe. Ich verbuche die Schokolade als Investition in unsere guten Geschäftsbeziehungen.
Kürzlich hatte ich einen Konflikt mit dem Geschäftsführer eines Treuhandbüros. Ich war nicht bereit für eine nicht-dokumentierbare Forderung einen sogar für Schweizer Verhältnisse horrenden Preis zu bezahlen. Tags darauf musste er eingestehen, dass seine Forderungen aus der Luft gegriffen waren, doch im gleichen Atemzug erfand er neue für die Hälfte des Preises.
Wir sind uns nicht einig geworden. Wenn seine Forderung wenigstens halbbatzig nachvollziehbar und die Kosten nur ein Trostpflaster gewesen wären, hätte ich mich vielleicht des Friedens zu liebe zu einem Kompromiss bewegen lassen. Aber ein halbes Vermögen bezahlen, dafür dass er mir ein Dokument aushändigt, das sowieso mir gehört?