Realistische Anforderungen an Kooperativen?

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, von Linda Dörig Fairer Handel Einblicke

Überrascht erfährt gebana Afrique, dass eine Lieferanten-Kooperative FLO (Fair Trade) dezertifiziert worden ist. Sofort ruft Alpha Dao, technischer Direktor bei gebana Afrique, den Sekretär der Kooperative im Dorf an. Herr Sanogo wusste von nichts. Was ist passiert? Wie ist das möglich?

Zusammen mit der FLO-Verantwortlichen in Westafrika versucht gebana Afrique diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Schnell zeigt sich, dass das Problem einfach ist: Die Kooperative hat die Zertifizierungsgebühren auch nach mehrfachem Erinnern nicht bezahlt. Wie kommt das?

Die FLO-Zertifizierungsstelle kommuniziert per E-mail mit ihren Kunden – den Kooperativen und Firmen, welche sich zertifizieren lassen. Rechnungen und andere Informationen werden in digitaler Form geschickt. Nur gibt es in Koloko, Burkina Faso, kein Internet. Nur kann im Vorstand der betroffenen Kooperative gerademal ein Mitglied lesen. Nur weiss diese Person nicht, dass es bei Emails angehängte Dokumente gibt.

Sitzung im Dorf

Sitzung im Dorf

Nachdem dies an der gemeinsamen Sitzung unter dem Mangobaum in der lokalen Sprache geklärt worden ist, möchte die FLO-Frau mit Herrn Sanogo ins nächste Internet-Café fahren, um dort einerseits die gesuchte Rechnung zu drucken und andererseits, die FLO-Zertifizierungsstelle in Europa zu informieren, dass die Zahlung sofort eintreffen wird. Nach 40 Minuten Autofahrt stellt sie jedoch enttäuscht fest, dass es heute im Internet-Café kein Internet gibt. Und so nimmt Herr Sanogo also den nächsten Bus und fährt unverrichteter Dinge wieder 40 Minuten zurück ins Dorf...