Rückblick auf die LIFEfair Teil 5: Ursula Brunner und Robin Cornelius diskutieren über fairen Handel
Zum Thema Wachstum im Fairen Handel diskutierten Ursula Brunner (Gründungsmitglied der Bananenfrauen und der gebana), Robin Cornelius (Social Entrepreneur, Gründer und VR-Präsident von Switcher), Beat Schuhmacher (CEO von claro fair trade) und Markus Schrader (SECO).
Wie bereits im NZZ Artikel erwähnt, wehr sich Ursula Brunner gegen Fairtrade als Modetrend. Dass der faire Handel salonfähig geworden ist, wertet sie zwar als Fortschritt. Nach der Pionierphase sei der faire Handel nun aber institutionalisiert und bürokratisiert worden. Dabei gerate in Vergessenheit, dass Fairtrade eine politische Bewegung sei. Siehe Beitrag vom 20. Mai.
Ganzes Video der Podiumsdiskussion:
Die Voten von Ursula Brunner
Link zu Video: http://blip.tv/file/932245
Statements aus der Podiumsdiskussion
Ursula Brunner: Mit den Labels wurde der Faire Handel Institutionalisiert. Die Menschen können heute ganz einfach Max Havelaar Produkte kaufen. Das ist nicht negativ - aber es gibt eine Verflachung, eine Verwässerung. Der Fairer Handel wurde salonfähig. Der Faire Handel hat aber noch eine andere Dimension als nur Wachstum. Der Faire Handel ist nicht eine Institution, die einfach immer grösser werden muss. Der Fairer Handel ist eine Bewegung, er ist ein Weg. Die KonsumentInnen müssen heute neu sensibilisert werden für den Fairen Handel. Der Faire Handel wird einerseits von den ProduzentInnen und ArbeiterInnen im Süden gelebt und auf der anderen Seite sind es die KonsumentInnen in der Schweiz, die Masse, welche dem Fairen Handel zum Erfolg verhelfen. Der Faire Handel ist aber ein System, dass wir KonsumentInnen über die ProduzentInnen im Süden gekippt haben. Es ist nicht von der Produzentenseite gekommen. Es ist etwas völlig fremdes für die Menschen im Süden. Es ist schwierig den Menschen im Süden die Idee des Fairen Handles näher zu bringen, wenn sie sich vorstellen, dass die wenigsten Schreiben und Lesen können. Um zertifiziert zu sein, müssen sie sich organisieren und sich der Zertifizierungsorganisation beugen. Das ist sehr fremd für diese Menschen. Wir müssen uns heute mehr um diese Frage kümmern.
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Der Grundgedanke der Bananenfrauenbewegung war: Es braucht mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt. In diesem Sinne müssen wir vorwärts arbeiten. … Fairer Handel muss von der Basis aus gehen. … Der Faire Handel gibt uns Handlungsmöglichkeiten um etwas für die Welt zu tun. Dazu will ich aufmuntern.
Beat Schuhmacher: Es ist wichtig, das Thema Fairen Handel in die öffentliche Agenda zu setzen, mit dem Ziel, neue Konsumenten anzusprechen. Vom Fairtrade als Lifestyle sind wir noch weit weg. Beim Wachstum geht es nicht um den Wachstumswillen, sondern vom Wachstum profitieren vor allem die Kleinbauern im Süden.
Robin Cornelius: Fairtrade, resp. Vernünftig-Trade braucht Zeit. Zu schnelles Wachstum hat keine Wurzeln.
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Heute fehlt es vor allem an politischem Engagement. Die Menschen müssen sich bewusst werden, wie ein Produkt hergestellt wird. Wir müssen bewusster leben und bewusster konsumieren. Dazu brauchen wir ein Instrument: die NGOs. Die NGOs sind die Jury, sie bewerten die Produkte, sie machen den Link zwischen den Produzenten und den Konsumenten. Die NGOs sind die weiblichen Polizisten der Wirtschaft. Die Firmen haben eine kurzfristige ökonomische Vision, die NGOs dagegen eine langfristige politische. Es braucht beides: NGOs öffnen der Wirtschaft die Augen. Heute kann es sich kein CEO mehr leisten NGOs zu ignorieren. Die Wirtschaft braucht deshalb einen politischen Auftritt.